Es gibt Menschen, die lassen sich einfach nicht überraschen
Wie reagieren Sie auf etwas wirklich über-raschendes? Die einen sind sofort bereit, alles, was sie glauben und wissen, über Bord zu werfen und ihr Weltbild neu zusammen zu setzen. Andere heben bloss ihre Achseln und gehen zur Tagesordnung über. Letztere meine ich mit dem Zitat des polnischen Lyriker Stanislaw Lec: Manche leben mit einer so erstaunlichen Routine, dass es schwer fällt zu glauben, sie lebten zum ersten Mal Ich habe in diversen Blogartikeln zahlreiche praktische Beispiele beschrieben, die zeigten, dass unsere Wahrnehmung von der Welt und insbesondere von Führungs- oder Projektsituationen alles andere als der Wirklichkeit entspricht. Mit anderen Worten: […]
Worin unterscheidet sich Instinkt von Intuition?
Beim Nachdenken über Intuition kommt immer wieder der Begriff Instinkt in’s Gespräch. Wo liegt der Unterschied? Instinkt ist ein automatisches Ablaufen einer Reaktion aufgrund eines Schlüsselreizes. Instinkt wurde weitgehend synonym mit „Trieb“ verwendet. Triebe sind vorwiegend im Zusammenhang mit der Befriedigung existenieller Bedürfnisse aktiv, so z.B. im Zusammenhang mit Sex. Das Kopfdrehen beim Erblicken eines möglichen Sexpartners, dessen Äusseres gewisse Schlüsselreize auslöst, ist ein typisch instinktives Verhalten. Instinkte wurden in den 1950er Jahren von Konrad Lorenz intensiv erforscht. Nach ihm geriet der Begriff ein wenig aus der Mode. Heute vermeiden Psychologie und Verhaltensbiologie weitgehend die Bezeichnung Instinkt und ersetzen ihn zum Beispiel […]
Menschen sind kontextspezifische Mustererkenner
Beantworten Sie spontan und intuitiv folgende Frage: Wenn eine Flasche Wein 10.80 Euro kostet und man weiss, dass der Wein 10 Euro teurer ist, als das Flaschenglas, wie viel kostet dann das leere Glas? Die Intuition kommt zuerst Die Aufgabe wird im ersten Moment von allen Menschen intuitiv falsch beantwortet. Nur bei schätzungsweise etwa 1-2% legt der Verstand ein Veto ein. Der Rest gibt sich nicht einmal die Mühe, das Resultat zu überprüfen. Wenn Sie überhaupt gestutzt haben, dann verdanken Sie dies dem Kontext, in welchem die Aufgabe gestellt worden ist (im einem Blog über Komplexitätsmanagement). Wäre eine entsprechende Aufgabe […]
Können Modelle die Zukunft vorhersagen?
Marcus Jenals Blog Systemic Approaches for Development ist eine wahre Fundgrube zum Thema Komplexitätsmanagement. Ich lese seine Beiträge immer wieder gerne. How to plan in uncertainty beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit (System Dynamics) Modelle von komplexen Systemen hilfreich seien. Schliesslich sind Modelle doch nicht in der Lage vorherzusagen, wie sich das System entwickelt. … yeah, we have to avoid falling back into the ‘we can predict the future’ trap, trying to build a prefect model of a system. Complex systems remain inherently unpredictable and our actions need to be tuned to the reactions of the system to any intervention. […]
Das Meiste, was wir zu wissen glauben, ist purer Glaube
Wissenschaftler lehren uns Atomstruktur, Urknall, antike Geschichte, Evolution, Wettermodelle, Geld- und Managementtheorien, etc. Alles ist reiner Glaube, der allenfalls von mehr oder weniger einleuchtenden Indizien gestützt wird. Bis vor ca. 15 – 20 Jahren galten Gefühle als unwissenschaftlich. Dann entdeckte die Gehirnforschung, dass Gefühle für unsere Entscheidungen und Handlungen von zentraler Bedeutung sind. Der Gehirnforscher Gerhard Roth schrieb in einem Artikel über die funktionale Rolle des Bewusstseins: Forschungsergebnisse zeigen, daß es keine Instanz im Gehirn gibt, die spontan von sich aus, … „freie“ Handlungen initiieren kann. Der präfrontale Cortex, der von vielen Autoren als oberste Instanz der Handlungsplanung angesehen wird, […]
Wie entscheiden Sie?
Der Biologe und Hirnforscher Gerhard Roth erklärt sehr konkret, wie gute Entscheidungen zustande kommen: Nicht rational und nicht im Bauch, sondern als aufgeschobene intuitive Entscheidungen des Vorbewussten. Roth unterscheidet automatisierte Entscheidungen Bauchentscheidungen rationale Entscheidungen aufgeschobene intuitive Entscheidungen Eine automatisierte Entscheidungen ist es z.B., mit welchem Bein man anfängt zu gehen oder worauf man auf einer Herbstwanderung bei Kilometer 5,774 seine Aufmerksamkeit richten will. Zeitkritische Bauchentscheide sind vor allem dann angebracht, wenn es um Leben und Tod geht und die Situation schnelles Handeln erfordert. Das war vor allem in einer Zeit wichtig, als man noch von Säbelzahltigern und Höhlenbären gejagt wurde. […]
Was ist an der Welt falsch, wenn sie sich nicht gemäss meiner Hypothese verhält?
Wer aufmerksam ist, entdeckt täglich kleine Fehlleistungen des Kognitionssystems, die meistens harmlos sind, wie das folgende Beispiel zeigt. In wichtigen Entscheidungssituationen können sich aber genau diese Fehlleistungen fatal auswirken. Hier ein Beispiel für unseren Hang zur Bestätigung1 einmal getroffener Annahmen und Hypothesen (Confirmation Bias): Ich trete mit meiner Partnerin eine mehrstündige Bahnreise an. Im Tickettäschchen befinden sich ein Ticket eine Reservation für die Hinfahrt eine Reservation für die Rückfahrt weitere Dokumente Vor einer Reise ist man immer ein wenig aufgeregt oder hat mindestens erhöhte Aufmerksamkeit, damit man keinen Anschluss verpasst und auch sonst alles klappt. Auf dem Bahnsteig vergewisserte ich […]
Nicht ohne Schauer greift des Menschen Hand in des Geschicks geheimnisvolle Urne
Führen heisst Entscheiden – sei das nun als CEO in einer Unternehmung, als Projektleiter oder bei der Ausführung eines Amtes in einem Verein. Wenn etwas Ungeplantes passiert, dann müssen wir entscheiden, was zu tun ist und welche Handlungsalternative wir als Erstes ergreifen. Aber wie treffen wir Entscheidungen? Einige wollen zuerst möglichst viele Daten sammeln und diese analysieren, um möglichst genaue Entscheidungsgrundlagen zu haben. Andere verweisen auf die Intuition1 und den gesunden Menschenverstand und zeigen, dass Bauchentscheide besser abschneiden als analytische2. Ungeachtet dessen, ob wir analytische Entscheidungen treffen oder Bauchentscheide, stets basieren unsere Entscheide auf unserer Einschätzung und Wahrnehmung der Lage. […]
Effiziente Steuerung verlangt nach Modellen
Jeder Manager kennt Ashbys Gesetz: Die Varietät des Steuerungssystems muss mindestens ebenso groß sein wie die Varietät der auftretenden Störungen. Oder etwas verständlicher: Deine Steuerungsmechanismen müssen mindestens ebenso raffiniert sein, wie das System, das gesteuert werden soll! Sehr oft wird Ashbys Gesetzt so zitiert: Die Komplexität des Steuerungssystems muss mindestens ebenso hoch sein, die die Komplexität desjenigen Systems, das gesteuert werden soll. Diese Aussage ist etwas sehr salopp formuliert und kann so nicht aus dem Satz von Ashby abgeleitet werden. Das Varietätsgesetz lautet – um es wieder einmal in Erinnerung gerufen zu haben: wobei R die Anzahl der möglichen Steuerungsmöglichkeiten, […]
Die Welt im Kopf oder Gibt es richtige Kommunikation?
Seit einigen Monaten diskutiere ich mit einem Freund über die Definition eines bestimmten mathematischen Objekts. Er hat da so seine dezidierte Sichtweise, an der ich meine Kritik übe. Eben hat er mir vorgeworfen, er hätte sich bei der Lektüre meines letzten Briefes gewisse Informationen aus den Fingern saugen müssen. Dafür wären andere Teile des Briefes unverständlich oder hätten sich mit überflüssigen Tatsachen beschäftigt. Dabei war alles sonnenklar. Und dass er einen wichtigen Gedanken als „unverständlich“ abtat kommt nur daher, dass er in seinem Weltbild gefangen ist und sich nicht Mühe macht, über den Tellerrand zu blicken. Gleichzeitig erhalte ich Mails […]