Man glaubt alles, was verspricht, Komplexität zu reduzieren

Wenn Sie ihre Umgebung aufmerksam beobachten, erkennen Sie oft – mehrmals täglich und bei verschiedensten Gelegenheiten – wie Menschen versuchen, die Komplexität ihrer Lebenswelt unzulässig zu reduzieren. Beispiele: Ein Managementrainer bietet ein Seminar an mit dem Titel „Projektturbo – Wie Ihr Team mit Humor zu einem Spitzenteam wird„. Endlich! Man braucht bloss den Empfehlungen dieses Projektgurus zu folgen und kann das Projektteam nicht nur zu einem Spitzenteam machen, sondern gleich auch noch das Projekt in einem Bruchteil der geplanten Zeit abschliessen (oder was genau ist ein „Projektturbo“?). So etwas hören Menschen gerne, sogar eingefleischte (Projekt-)Manager, vor allem, wenn es noch […]

Ist das Projekt oder die Unternehmung in unserer Wahrnehmung oder „da draussen“

Kürzlich wurde das Buch Wenn Sie wollen, nennen Sie es Führung – Systemisches Management im 21. Jahrhundert irgendwo auf dem Web empfohlen und richtig, es ist wirklich ein hochspannendes Buch und sehr lesenswert. Der Autor widmet ein Kapitel der epistemologische Frage, ob es „da draussen“ so etwas wie eine Realität gibt und wie wir diese allenfalls wahrnehmen können. Dass sich ein Buch über Führung Gedanken zu einem grundlegenden philosophischen Thema macht, ist umso lobenswerter, als dass sich die meisten Manager bei ihren Entscheidungen keinen Deut um solche Grundlagen kümmern. Anders sind die wirtschaftlichen Zusammenbrüche der letzten Jahre (Swissair, UBS, etc.) […]

Komplexität kommt nicht von aussen ins System

Heinz Peter Wallner beschäftigt sich in einem interessanten Essay über Komplexität und das Leben löblicherweise mit Komplexität. Ich bin ihm dankbar und mehr als einverstanden, dass wir … in einer komplexen Welt [leben]. Der Grad der Komplexität unserer Welt steigt ständig. Wir Menschen können uns nur damit befassen, wie wir besser mit Komplexität umgehen lernen. Eine Vereinfachung der Komplexität (eine Reduktion) kann nur kurzfristig eine Erleichterung bringen. Langfristig kann sich niemand der Komplexität des Lebens entziehen Komplexität bestimmt das System Wallner stellt in seinem Blog die Frage, wieviel Komplexität ein System verträgt. Das ist eine Perspektive, die mir nicht hilfreich […]

Die Schleimpilzunternehmung

Andreas Zeuch fordert in seinem Blogbeitrag Affenmärchen – Arbeit frei von Lack und Leder die Freistellung aller Arbeitnehmer, auf dass sie sich an Gefässen beteiligen, welche von den Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Ich verstehe Zeuch so, dass es in seiner Vision keine Angestellten mehr gibt, sondern dass Unternehmen Geschäftsgelegenheiten und Infrastruktur bereitstellen, an denen sich die Leute als Freelancer beteiligen können. Ich hatte schon 1996 eine ganz ähnlich Vision, die sich am höchst interessanten Schleimpilz orientiert1. Ein Schleimpilz ist kein Pilz, sondern ein pilzförmiges Gebilde, das aus einer riesigen Menge einzelner Amöben besteht. Jede Amöbe ist ein individuelles Lebewesen, […]

Ich glaube nicht an tiefschwarze Schwäne

Kramen wir wieder einmal Nassims Schwarze Schwäne hervor1. Dels schreibt im blicklog, Warum das Unglück in Japan definitiv kein “Schwarzer Schwan” war, dass uns viele Journalisten und Politiker in diesen Tagen weismachen wollen, dass das Fukushima-Unglück kein Schwarzer Schwan sei. Dels berichtet, dass Frau Merkel sagte: „Wenn das so ist, wenn also in einem so hoch entwickelten Land wie Japan das scheinbar Unmögliche möglich, das absolut Unwahrscheinliche Realität wurde,….“. Ich meine, dass ein Notstromaggregat von einer Tsunamiwelle überflutet werden kann und dann aussteigt, ist ja wohl möglich. Könnte es sein, dass wenn eine Physikerin in diesem Zusammenhang vom „scheinbar Unmöglichen“ […]

Risikomanagement ist einfacher zu lehren, als der Umgang mit Unvorhersehbarem

Der Schlamassel um das japanische Kernkraftwerk Fukushima I im Zusammenhang mit dem Erdbeben vom 11. März 2011 zeigt wieder einmal klar, wie Menschen (vor allem im daily Business, nicht einmal in Notzeiten) ihre technischen und gesellschaftlichen Einrichtungen entwickeln. Durch das Erdbeben wurden die Reaktoren automatisch abgeschaltet. Aber auch abgeschaltete Reaktoren erzeugen noch lange Nachzerfallswärme, die abgeführt werden muss. Die Zufuhr von Kühlwasser geschieht mittels elektrischer Pumpen. Da infolge des Erdbebens die Stromzufuhr unterbrochen war, starteten die Notstromaggregate. Diese wurden durch den Tsunami überflutet und stoppten. Mobile Generatoren wurden herangefahren. Aber…. …diese konnten aufgrund fehlender Kabel (und verschütteter Zufahrtswegen) nicht angeschlossen […]

Sind unsere (Projekt-)Manager modern?

Zunahme von Komplexität bedeutet insbesondere, dass unsere gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Institutionen und Prozesse immer vernetzter sind und nicht mehr von einander getrennt werden können. Das fällt einem z.B. bei der Lektüre der Tagespresse auf: Auf Seite vier meiner Tageszeitung lese ich, dass die Messergebnisse über der Antarktis dieses Jahr nicht besonders gut sind: Das Loch in der Ozonschicht vergrössert sich gefährlich. Beim Weiterlesen komme ich von den Chemikern der Stratosphärezu den Generaldirektoren zweier grosser Chemiefirmen. Diese wollen ihre Produktionverfahren ändern, um die «harmlosen» Fluorchlorkohlenwasserstoffe zu ersetzen, die des Verbrechens gegen die Ökosphäre angeklagt sind….Am Ende des Artikels widersprechen die […]

Sind wir zielgeil?

Wir leben in einer zielgeilen Zeit. Die zeitgenössische Management- und Komplexitätsbewältigungsliteratur suggeriert uns, dass alles ein Ziel haben muss. Aber wie können wir Ziele haben, wenn wir nicht wissen, was uns die Zukunft bringt? Oft wird unter einer komplexen Situation eine intransparente, vernetzte und ungewisse Situation verstanden. Wie können wir Ziele haben, wenn die Zukunft ungewiss ist? In einem Blog habe ich folgende Geschichte gelesen: Die Schüler fragen ihren Meister: »Wie also reist man zu seinem Ziel?« Der Meister antwortet: »Man reist nicht. Es ist eine Reise ohne Entfernung. Hört auf zu reisen, und ihr seid da.« Die Schüler können […]

So viel Intuition verträgt Ihr Unternehmen!

Rezension eines neuen Buches von Andreas Zeuch Immer mehr Spatzen pfeifen es vom Dach: die herkömmlichen Vorstellungen und Ansichten unserer Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik bedürfen einer dringenden Revision. Andreas Zeuch räumt in seinem eben erschienenen Buch Feel it! Soviel Intuition verträgt Ihr Unternehmen 1 mit so mancher unternehmerischen Lügengeschichte auf. Eine davon ist der Homo Oeconomicus, der rein rational agierende Mensch, der stets seinen Nutzen maximiert. Noch nie war ein Mensch in der Lage, seinen Nutzen zu optimieren. Das wäre ja noch schöner, wenn jeder optimieren könnte! Optimierungsaufgaben gehören in die Mathematik und bilden dort eine Klasse höchst reiz- […]

Schulleiter brüten Dorfbürgermeister aus

Am 24. und 25. Juni 2010 findet im Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig eine Tagung der Deutschen Gesellschaft für System Dynamics statt1. Es werden Fragen diskutiert wie Welche Folgen hätte eine Insolvenz Griechenlands? Wo liegen die Grenzen des Wirtschaftswachstums? Wie entwickelt sich der Kundenstamm eines Unternehmens? In der Leipziger Internet Zeitung kommentiert Ralf Julke in einem Artikel vom 17. Juni 2010 den Anlass und konstatiert: Die Menschheit verfügt längst über die notwendige Rechenkapazität, um komplexe Systeme und Zusammenhänge zu simulieren2 Ingenieure nutzen diese Kapazitäten, um die Auswirkungen von Erdbeben oder Tsunamis zu studieren. Nur unsere Politiker und Manager sind […]