Realismus ist nur ein beschönigender Ausdruck für einen Reduktionismus
In Kritik der Systemtheorie, Systembiologie, Kybernetik, Chaostheorie, Spieltheorie1 kritisieren sehr zornige Menschen verschiedene wissenschaftliche Ansätze zur Komplexitätsbewältigung. Sie erklären sie allesamt zu Instrumenten des Establishments, mit denen es die arbeitende Bevölkerung kontrollieren und unterdrücken will. Der Duktus und die Agressivität dieser Argumente erinneren mich stark an die bemühenden Diskussionen der diversen marxistisch-leninistisch-trotzkistisch-maoistischen Splittergruppen, die im Fahrwasser der 68er Revolution zu menschenverachtenen terroristischen Bewegungen wurden. Vorwurf des Reduktionismus Eines hat mir aber zu denken gegeben: die Autoren behaupten, dass die angeblich systemischen Ansätze, wie Chaostheorie, Spieltheorie oder Kybernetik im Grunde genommen genauso reduktionistisch seien, wie die alten Konzepte von Adam Smith […]
Komplexität, auf das Individuum bezogen
Der meistgelesene Artikel meines Blogs ist Komplexitätbegriff auf das Individuum bezogen. Das deutet darauf hin, dass es vielen Menschen ein Bedürfnis ist, mit Komplexität umgehen zu können. Dabei versteht zwar jeder etwas anderes unter Komplexität, aber allen dämmert es wohl, dass wir uns in einer ernsthaften Bedrouille befinden. Musik Projekte sind heute global und können Auswirkungen haben, die sich auch lange nach Projektende noch manifestieren. Wenn z.B. ein europäisches Land Projekte lanciert, welche eine stärkere Besteuerung der hohen Einkünfte und die Senkung des Pensionierungsalters vorsehen, dann hat das Auswirkungen auf das sonst schon instabile europäische Wirtschaftssystem und kann lange nach […]
Die Zeit fährt Auto, doch kein Mensch kann lenken
Letzte Woche hatte ich ein Gespräch mit einem Professor für Komplexitätsmanagement einer Fachhochschule. Wir stellten fest, dass Entscheidungsträger in ihrem nutzen- und ergebnisorientierten Handeln keine Zeit finden, Inne zu halten und über die Konsequenzen ihres Tuns nachzudenken. Kurz darauf entdeckte ich IBMs CEO Studie, die alle zwei Jahre erscheint. In über 1’500 Interviews mit Führungskräften aus Privatwirtschaft und öffentlichen Institutionen in 60 Ländern und 33 Branchen, geht die Studie der Frage nach, wie Unternehmen den neuen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines immer volatiler, unsicherer und komplexer werdenden Umfeldes begegnen1. Die Studie bestätigt, was ich in meinem letzten Beitrag sagen wollte: Wer eine […]
Unvorhergesehene Ereignisse werden ausgebrütet
Ein unvorhergesehenes Ereignis ist in den meisten Fällen die Folge einer Fehlentscheidung oder Fehlhandlung. Sogar im Falle von Naturkatastrophen machen sich Fehler bemerkbar. Beispielsweise wäre der Tsunami in Fukushima für die Menscheit als Ganzes weniger nachhaltig gewesen, wenn er sich nicht mit gravierenden Fehler von Tepco kumuliert hätte. Lesen Sie dazu den Beitrag Risikomanagement zu lehren ist einfacher als der Umgang mit Unvorhersehbarem In Migrations- und Integrationsprojekten können Entwicklungsfehler zu unvorhergesehenen Ereignissen führen. Die (nachlässigen?) Entwickler haben ihr Projekt längst abgeschlossen, während das Produkt andernorts ausgerollt wird. In den dafür notwendigen Integrations- und Akzeptanztests tauchen unerwartete Produktefehler auf, die der […]
Das größte Problem in der Welt ist Armut in Verbindung mit fehlender Bildung
Der Titel ist ein Zitat von Nelson Mandela. Armut und Bildung gehören aktuell zu den grössten Sorgen der Menschheit. Es ist interessant, die Sorgen der Leute zu studieren. Daraus lassen sich die Werte ablesen, die die Menschen aktuell haben und wofür sie sich einsetzen. Das sagt auch etwas über Trends und Entwicklungen aus. Interessant ist auch der Vergleich der Sorgen der Schweizer mit denjenigen der übrigen Weltbevölkerung. Die Sorgen der Schweizer sind typischerweise die Sorgen eines reichen, satten Volkes. Krisen, vor allem solche, die mit Geld zu tun haben, stehen weit oben. Sogar die Sorge um die Gesundheit ist eigentlich […]
Nur ein Gärtner weiß im voraus, was ihm blüht
Haben Sie an Silvester auch versucht, durch Bleigiessen zu erfahren, was 2012 auf Sie zukommen wird? Wider besseren Wissens, dass das arme Blei doch gar keinen Einfluss auf die Zukunft hat, höchstens indem seine Dämpfe Ihre Gesundheit gefährden. Zwar versucht unser Gehirn ständig die unmittelbare lokale Zukunft zu antizipieren, aber was in unserer weiteren Umgebung in den nächsten Wochen oder gar Monaten passieren wird, kann niemand wissen. In unseren Vorhaben identifiziere ich zwei Quellen von unvorhergesehenen Ereignissen: Das System verhält sich nicht wie erwartet Die Stakeholders verhalten sich nicht wie erwartet Ein Beispiel für die erste Quelle ist ein IT-System, […]
Das Meiste, was wir zu wissen glauben, ist purer Glaube
Wissenschaftler lehren uns Atomstruktur, Urknall, antike Geschichte, Evolution, Wettermodelle, Geld- und Managementtheorien, etc. Alles ist reiner Glaube, der allenfalls von mehr oder weniger einleuchtenden Indizien gestützt wird. Bis vor ca. 15 – 20 Jahren galten Gefühle als unwissenschaftlich. Dann entdeckte die Gehirnforschung, dass Gefühle für unsere Entscheidungen und Handlungen von zentraler Bedeutung sind. Der Gehirnforscher Gerhard Roth schrieb in einem Artikel über die funktionale Rolle des Bewusstseins: Forschungsergebnisse zeigen, daß es keine Instanz im Gehirn gibt, die spontan von sich aus, … „freie“ Handlungen initiieren kann. Der präfrontale Cortex, der von vielen Autoren als oberste Instanz der Handlungsplanung angesehen wird, […]
Praxistauglichkeit von 6 Ansätzen zum Komplexitäts- und Ungewissheitsmanagement
Im Folgenden fasse ich sechs Ansätze des Komplexitäts- und Ungewissheitsmanagements knapp zusammen. Sie zeigen, dass praxistaugliche Ansätze stets über eine Verhaltensänderung gehen. Gutgemeinte Ratschläge, wie sie z.B. in 6 Ways to Master Entrepreneurial Uncertainty feil gehalten werden, sind in der Praxis wenig hilfreich. Nur Reither macht deutlich, dass die Veränderung eingefahrener Verhaltens- und Denkmuster Geduld und Mühe erfordert. 1. Franz Reither in Komplexitätsmanagement, Gerling Akademie Verlag 1997 Er identifiziert zunächst typische Verhaltensformen, Reaktionsmuster und Fehler an mehr als 7000 Führungskräften aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern. An solchen Mustern lassen sich praxisorientierte Konzepte entwickeln, mit denen der Umgang mit Ungewissheit realisiert werden […]
Unmögliche Gruppenentscheidungen
Was Gerhard Roth über Entscheidungen sagt, bezieht sich auf individuelles Entscheiden. Das ist jedoch gerade im wirtschaftlichen Umfeld eher selten. Management- und Projektteams fällen Entscheidungen kollektiv. Sogar im privaten Umfeld – etwa wenn wir eine neue Wohnung oder einen neuen Job suchen – fällen wir Entscheidungen selten im stillen Kämmerchen. Was ist der entscheidende Unterschied zwischen individuellen und Gruppenentscheidungen? Wir haben verstanden, dass gute individuelle Entscheidungen viel mit Intuition zu tun haben. Gibt es auch eine kollektive Intuition? Was könnte das sein? Über Gruppenentscheidungen ist viel geschrieben worden. Wer dazu gefragt wird, stellt Konsens in den Vordergrund und versteht darunter […]
Wie man eine Organisation der nächsten Generation managen könnte
Mitte November findet in Berlin eine Konferenz statt zu der Frage Wie müssen Organisationen (heute) im Kontext einer nächsten – vom Computer geprägten Gesellschaft – gedacht, entworfen, beraten und letztendlich auch gemanagt und geführt werden? Näheres unter Thesen zur nächsten Gesellschaft. Niemand kann diese Frage abschliessend beantworten, denn die Zukunft ist immer offen. Jedoch lassen sich mögliche Szenarien aufzeigen. Tatsächlich ist die Gesellschaft und Wirtschaft schon längst von Informationstechnologie durchtränkt und geprägt, so stark, dass ein Zusammenbruch dieser Technologie gleichzeitig einen Zusammenbruch der gesellschaftlichen und politischen Systeme nach sich ziehen würde. Es sind gerade die Errungenschaften der Informations- und Kommunikationstechnologien […]