Führen heisst Modellieren – aber wie?
Die uns umgebende reale Welt, insbesondere Unternehmen, Projekte, Familien und Gesellschaften können wir nur als Modelle wahrnehmen. Unser Wahrnehmungsapparat ist ein Modellierungstool. Das ist insbesondere in der Führung ein wichtiger Aspekt, denn wer die Richtung vorgibt, muss das Umfeld und die angesprochenen Menschen kennen (also modellieren) und Entwicklungen antizipieren (also voraussagen). Modellierung und Simulation sind nicht dasselbe Der theoretische Biologe, Robert Rosen, kommt in seinem Essay „On Models and Modeling“ zum Schluss, dass Modellierung eher eine Kunst, denn Wissenschaft sei. Er erklärt das an seiner berühmten Grafik(1). Eine Simulation hat zum Ziel, das natürliche System zu beschreiben, d.h. sein Verhalten […]
Komplexitätsreduktion? Läuft bei mir nicht.
Am PMCamp in Dornbirn 2014 kam einmal mehr das Thema Komplexitätsreduktion auf. Erstaunlich, wie sich so etwas hält, trotz jahrzehntelanger Diskussion. 1956 publizierte Ashby sein berühmtes Gesetz(1). Obwohl er nicht der erste und einzige ist, der die Notwendigkeit der Komplexität oder Varietät verstand, ist seine Aussage doch die von der Öffentlichkeit am meisten akzeptierte. Jeder hat seine eigene Vorstellung von Komplexität In einem Pausengespräch sagte mir jemand, dass man doch nicht immer die ganze Welt in Betracht ziehen könne und sich auf einen Ausschnitt beschränken müsse. Wie wahr! Nur kümmert das die Welt nicht. Wer Mist baut und dieser anderen […]
Die effektivste Massnahme, um Projektverzögerungen zu minimieren
Am PM Camp in München, Ende Juli 2014, habe ich den Rework Cycle vorgestellt. Im Prinzip ist es ein Hauptschlüssel für erfolgreiches Projektmanagement. Das Rework Cycle Modell geht davon aus, dass vermeintlich erledigte Arbeiten nachgebessert oder wiederholt werden müssen, z.B. wegen Fehlern oder weil Policies geändert haben. Der Rework Cycle Der Bauingenieur David Ford berichtet von zwei Atomkraftwerkbauten (1). Während der Bauzeit flossen aus Erfahrungen beim Betrieb anderer AKW neue Bauvorschriften ein. Ich konnte das in meinen IT-Migrationsprojekten bestätigen. Die Systeme, die wir installierten, waren kurz vorher woanders in Betrieb genommen worden. Uns erreichten Meldungen über Laufzeitfehler, die unter Last […]
Sind unbeabsichtigte Nebenwirkungen einfach nur Kollateralschäden?
Wie wir bei Judith Neumer gesehen haben, gibt es keine Patentrezepte, um das Unerwartete zu vermeiden[1]. Unerwartetes passiert eben und zwar unerwartet. Wir können höchstens geschickter oder ungeschickter darauf reagieren. Judith Neumer hat aber ein paar Tipps gegeben, wie wir das Nahen eines unerwarteten Ereignisses erspüren könnten, z.B. indem wir unser Umfeld sehr aufmerksam beobachten. Judith Neumer hat auch gesagt, dass wir das Unerwartete möglicherweise etwas reduzieren können, indem wir unseren Handlungen einen Sinn geben. Zwei Arten von Unerwartetem Ich unterscheide zwei Arten von Unerwartetem: Ein externes Ereignis passiert, das von uns völlig unabhängig ist. Z.B. ein grösserer Meteorit fällt […]
Was geschieht eigentlich in einem Projekt?
Was passiert bei der Abwicklung eines Projekts in Ihren Augen? Welche Grösse ändert sich im Verlauf eines Projekts? Für mich ist ein Projekt in erster Linie ein Lernprozess. Als dynamische Grösse eines Projekts sehe ich das Mass an Wissen und Verstehen und nicht den Fortschritt beim Abarbeiten einer Work Breakdown Structure. Abarbeiten unerledigter Arbeit? Die klassische Sicht eines Projekts: Am Anfang hat man einen Berg von offenen Aktivitäten. Wenn alle Tasks ereldigt sind, ist das Projekt abgeschlossen. Das erinnert an den Büroangestellten im Comic, der links auf seinem Schreibtisch ein Kästchen „unerledigt“ hat und rechts ein Kästchen „erledigt“. So […]
Realismus ist nur ein beschönigender Ausdruck für einen Reduktionismus
In Kritik der Systemtheorie, Systembiologie, Kybernetik, Chaostheorie, Spieltheorie1 kritisieren sehr zornige Menschen verschiedene wissenschaftliche Ansätze zur Komplexitätsbewältigung. Sie erklären sie allesamt zu Instrumenten des Establishments, mit denen es die arbeitende Bevölkerung kontrollieren und unterdrücken will. Der Duktus und die Agressivität dieser Argumente erinneren mich stark an die bemühenden Diskussionen der diversen marxistisch-leninistisch-trotzkistisch-maoistischen Splittergruppen, die im Fahrwasser der 68er Revolution zu menschenverachtenen terroristischen Bewegungen wurden. Vorwurf des Reduktionismus Eines hat mir aber zu denken gegeben: die Autoren behaupten, dass die angeblich systemischen Ansätze, wie Chaostheorie, Spieltheorie oder Kybernetik im Grunde genommen genauso reduktionistisch seien, wie die alten Konzepte von Adam Smith […]
Komplexität, auf das Individuum bezogen
Der meistgelesene Artikel meines Blogs ist Komplexitätbegriff auf das Individuum bezogen. Das deutet darauf hin, dass es vielen Menschen ein Bedürfnis ist, mit Komplexität umgehen zu können. Dabei versteht zwar jeder etwas anderes unter Komplexität, aber allen dämmert es wohl, dass wir uns in einer ernsthaften Bedrouille befinden. Musik Projekte sind heute global und können Auswirkungen haben, die sich auch lange nach Projektende noch manifestieren. Wenn z.B. ein europäisches Land Projekte lanciert, welche eine stärkere Besteuerung der hohen Einkünfte und die Senkung des Pensionierungsalters vorsehen, dann hat das Auswirkungen auf das sonst schon instabile europäische Wirtschaftssystem und kann lange nach […]
Wenn wir einen Archetypen in unserem Leben finden, treibt er uns in Weisheit und Liebe an*
Im letzten Beitrag habe ich gezeigt, wie man mit einem Wirkungsnetzwerk einzelne Problemkreise in ein „big Picture“ integrieren kann. Das entstandene Wirkungsnetzwerk hat suggeriert, dass man mit Anreizsystemen die Motivation und Bereitschaft der Teilnehmer (Mitarbeiter und Partner) erhöhen kann. Betrachten wir das Diagramm etwas genauer und fragen uns, welche Systemarchetypen1 darin enthalten sind, so können wir unschwer den Archetypus „Grenzen des Wachstums“ identifizieren. Dieser Archetypus besteht aus einer verstärkenden und einer bremsenden Schleife. Verstärkende Schleifen habe wir gleich mehrere. Das sind die Schleifen mit Boni und Investitionen in die Entwicklung. Je mehr wir investieren, desto mehr wächst der Markt für […]
Die Hebel drücken, die man drücken kann!*
In meinem Beitrag „Teile und Herrsche“ oder „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“? habe ich eine Diagnosemethode für „unknown unknowns“ (unkunks), also für Unerwartetes, kritisiert und in der Folge einen Verbesserungsvorschlag gemacht, indem ich die Einzelteile mit einem Diagramm wieder in das Gesamtsystem integriert habe. Betrachten wir das Diagramm einmal etwas näher! Der obere Teil des Diagramms beschreibt die externe Situation, nämlich den Markt für design win Lösungen. Einerseits muss überhaupt verstanden werden, dass ein neuartiger Geschäftszweig existiert („allgemeines Verständnis für das design win Geschäft“) und andererseits muss das Bedürfnis dafür aufgebaut werden („Kommunikations- und Koordinationsbedarf“). Das […]
Kein einzelner Teil konnte entstehen als in diesem Ganzen, und dieses Ganze selbst besteht nur in der Wechselwirkung der Teile. *
In meinem Artikel „Im Buchstaben ganz versunken schwindet alles heitre Licht, und der Schüler, wie betrunken, sieht den Wald vor Bäumen nicht“ habe ich ein Diagramm vorgestellt, das vereinzelte Fragen oder die „Baustellen“ eines Unternehmens in einen Gesamtzusammenhang setzen soll. Ich habe das Vorgehen von Loch, Solt und Bailey, den Gesamtzusammenhang aufzulösen und in Sub-Systeme zu zerlegen in Frage gestellt, weil es zu reduktionistisch ist1. Ein sogenanntes „Causal Link Diagram“ (CLD) kann den Zusammenhang wieder herstellen. Natürlich liegt es nicht am Diagramm, sondern an der Anstrengung, die einzelnen Sub-Systeme und ihre gegenseitige Abhängigkeit zu identifizieren und darüber nachzudenken. Dieser Akt […]