Niemand kann eine Sinfonie flöten. Es braucht ein Orchester, um sie zu spielen
Titel nach Halford E. Luccock Die Metapher vom Orchester ist im Management geläufig. Eine wirklich gelungene Transformation der Metapher in die Unternehmenswelt hat Christian Gansch in seinem Buch geliefert: Vom Solo zur Sinfonie – Was Unternehmen von Orchestern lernen können1. Eine kleine Kostprobe seines verständlichen und narrativen Schreibstils handelt von dem plötzlichen Auftauchen eines unerwarteten Phänomens, etwas, das wir in Projekten immer wieder antreffen. Nebenbei können wir auch etwas über gutes Consulting und Führung lernen. Im zweiten Satz der 9. Sinfonie von Bruckner…gibt es einige gefürchtete Takte für die Gruppe der ersten Violine. Selbst bei Spitzenorchstern ist die Inntonation, also die […]
Und täglich grüsst das Murmeltier…..
Erfahrung sammeln wir im Alltag, wenn wir unserer Tätigkeit nachgehen. Das Meiste, was in unsere Erfahrung gelangt, sind daher Alltagssituationen, Routine, Bestätigung. Unvorhergesehenes ist u.a. deshalb unvorhergesehen, weil es einmalig ist. Von einmaligen Situationen können wir keine Erfahrung aufbauen. Ich habe das so dargestellt: Wie ist eine solche Darstellung zu deuten? Welches Merkmal tragen wir auf der Abszisse auf? Nehmen wir als Beispiel einen Waldspaziergang. Man könnte z.B. die Bodenbeschaffenheit beim eintausendsten Schritt betrachten. Der Boden kann trockener Waldwegboden sein, also fest, eben und unbewachsen. Er könnte auch nass sein. Im Winter sogar eisbelegt. Gehen wir abseits der Wege, […]
Unmündigkeit ist ja so bequem!
In Man schlägt den Esel und meint den Sack habe ich ein typisches Migrationsprojekt vorgestellt, das dem Computerhersteller Hewlett-Packard HP mindestens 160 Millionen US-Dollar Verlust verursachte. Kleine unvermeidliche Programmierfehlerchen führten dazu, dass Bestellungen stecken blieben, ohne dass es jemand merkte. Einige der erzürnten Kunden erkundigten sich nach dem Liefertermin. Deren Bestellungen konnten gesucht und nachträglich erfüllt werden. Schlimmer war die Situation mit denjenigen Kunden, die gar nicht erst reklamierten, sondern gleich zu der Konkurrenz – z.B. Dell oder IBM – abwanderten. Warum sind kleine Programmierfehler unvermeidlich? Weil der Entwickler niemals alle Eventualitäten voraussehen kann, auf die seine Software reagieren muss. […]
Unvorhergesehene Ereignisse werden ausgebrütet
Ein unvorhergesehenes Ereignis ist in den meisten Fällen die Folge einer Fehlentscheidung oder Fehlhandlung. Sogar im Falle von Naturkatastrophen machen sich Fehler bemerkbar. Beispielsweise wäre der Tsunami in Fukushima für die Menscheit als Ganzes weniger nachhaltig gewesen, wenn er sich nicht mit gravierenden Fehler von Tepco kumuliert hätte. Lesen Sie dazu den Beitrag Risikomanagement zu lehren ist einfacher als der Umgang mit Unvorhersehbarem In Migrations- und Integrationsprojekten können Entwicklungsfehler zu unvorhergesehenen Ereignissen führen. Die (nachlässigen?) Entwickler haben ihr Projekt längst abgeschlossen, während das Produkt andernorts ausgerollt wird. In den dafür notwendigen Integrations- und Akzeptanztests tauchen unerwartete Produktefehler auf, die der […]
Im Buchstaben ganz versunken schwindet alles heitre Licht, und der Schüler, wie betrunken, sieht den Wald vor Bäumen nicht1
In “Teile und Herrsche” oder “Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile”? habe ich einen Ansatz zur Diagnose von unvorhersehbaren Ungewissheiten – Amerikaner nennen sie unknown unknowns, abgekürzt: unkunks – vorgestellt2 und dabei kritisiert, dass mich die Zerlegung eines Systems in seine Sub-Systeme an reduktionistische Vorgehensweisen erinnert. Vielmehr plädiere ich für eine ganzheitliche Betrachtung eines Systems. Unsere Intuition ist nur deshalb so effizient in der Betrachtung komplexer Situationen, weil sie sie ganzheitlich wahrnimmt. Loch, Solt und Bailey stellen in ihrem Artikel eine Fallstudie der Unternehmung Escend Technologies vor. Escends Angebot ist eine Drehscheibendienstleistung in einem Markt, der komplexe […]
„Teile und Herrsche“ oder „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“?
Wenn jemand stöhnt, eine Situation sei „sehr komplex“, dann tut er das meistens, nachdem ein unangenehmes Ereignis völlig unerwartet eingetroffen ist. Ein solches Ereignis wird im Amerikanischen mit unknown unknown bezeichnet, in der Mehrzahl abgekürzt mit unkunks. Nassim Taleb nennt es treffend einen Schwarzen Schwan, weil der erstmalige Anblick eines schwarzen Schwans völlig unerwartet war1. Das unerwartete Eintreffen eines (unangenehmen) Ereignisses verunsichert die verantwortlichen Personen. Sie wissen nicht, was zu tun ist und wie die Auswirkungen des Ereignisses unter Kontrolle gebracht werden können. Die Situation beginnt, aus dem Ruder zu laufen und in eine Krise zu geraten (beachten Sie die […]
Nicht ohne Schauer greift des Menschen Hand in des Geschicks geheimnisvolle Urne
Führen heisst Entscheiden – sei das nun als CEO in einer Unternehmung, als Projektleiter oder bei der Ausführung eines Amtes in einem Verein. Wenn etwas Ungeplantes passiert, dann müssen wir entscheiden, was zu tun ist und welche Handlungsalternative wir als Erstes ergreifen. Aber wie treffen wir Entscheidungen? Einige wollen zuerst möglichst viele Daten sammeln und diese analysieren, um möglichst genaue Entscheidungsgrundlagen zu haben. Andere verweisen auf die Intuition1 und den gesunden Menschenverstand und zeigen, dass Bauchentscheide besser abschneiden als analytische2. Ungeachtet dessen, ob wir analytische Entscheidungen treffen oder Bauchentscheide, stets basieren unsere Entscheide auf unserer Einschätzung und Wahrnehmung der Lage. […]
Ist das Projekt oder die Unternehmung in unserer Wahrnehmung oder „da draussen“
Kürzlich wurde das Buch Wenn Sie wollen, nennen Sie es Führung – Systemisches Management im 21. Jahrhundert irgendwo auf dem Web empfohlen und richtig, es ist wirklich ein hochspannendes Buch und sehr lesenswert. Der Autor widmet ein Kapitel der epistemologische Frage, ob es „da draussen“ so etwas wie eine Realität gibt und wie wir diese allenfalls wahrnehmen können. Dass sich ein Buch über Führung Gedanken zu einem grundlegenden philosophischen Thema macht, ist umso lobenswerter, als dass sich die meisten Manager bei ihren Entscheidungen keinen Deut um solche Grundlagen kümmern. Anders sind die wirtschaftlichen Zusammenbrüche der letzten Jahre (Swissair, UBS, etc.) […]
Effiziente Steuerung verlangt nach Modellen
Jeder Manager kennt Ashbys Gesetz: Die Varietät des Steuerungssystems muss mindestens ebenso groß sein wie die Varietät der auftretenden Störungen. Oder etwas verständlicher: Deine Steuerungsmechanismen müssen mindestens ebenso raffiniert sein, wie das System, das gesteuert werden soll! Sehr oft wird Ashbys Gesetzt so zitiert: Die Komplexität des Steuerungssystems muss mindestens ebenso hoch sein, die die Komplexität desjenigen Systems, das gesteuert werden soll. Diese Aussage ist etwas sehr salopp formuliert und kann so nicht aus dem Satz von Ashby abgeleitet werden. Das Varietätsgesetz lautet – um es wieder einmal in Erinnerung gerufen zu haben: wobei R die Anzahl der möglichen Steuerungsmöglichkeiten, […]
Gibt es einen Königsweg, um in komplexen Situationen zu bestehen?
Je komplexer die Welt, desto mehr wird sie trivialisiert. Das fällt vor allem bei unseren Entscheidungsträgern auf, bei CEOs und Politikern. Es ist eine gute Frage, ob diese Leute nur einfach gestrickt sind oder bloss keine Zeit haben, um sich Gedanken über ihre Entscheidungen und ihr Handeln zu machen. Stefan Hagen bringt es in seinem PM-Blog-Beitrag Lasst uns das doch pragmatisch angehen auf den Punkt, wenn er schreibt Je komplexer Situationen und Probleme sind, umso mehr tendieren Menschen offensichtlich dazu, genau den falschen Weg einzuschlagen – nämlich den Weg der (unzulässigen) Vereinfachung und Reinhard Wagner doppelt in seiner Dissertation nach1: […]