Kürzlich übernahm ich die Leitung eines kleinen Teilprojekts und legte gleich los. Ich überlegte mir, was zu tun sei, startete erste Telefone und verschickte Mails, nahm Kontakt zu Stakeholders auf und raportierte zum (Projekt-)Management. Alles, wie es sich gehört. Einiges war willkommen und von Erfolg gekrönt, anderes stiess auf Kritik und enthielt Konfliktpotential. Deshalb hielt ich nach einigen Tagen inne und überlegte mir, was ich gemacht habe und wie ich vorgegangen bin. Ich stellte fest, dass ich weder einem fundierten Plan gefolgt bin, noch irgendwelche rationalen Überlegungen zum Vorgehen gemacht habe. Mein Vorgehen war intuitiv-inkrementell-agil….
Das hat mich veranlasst zu vermuten, dass das Nachdenken über mögliche Konsequenzen geplanten Handelns tatsächlich nur dann stattfindet, wenn es „verordnet“ ist. Man kann einfach nicht jedesmal, bevor man einen Atemzug macht, darüber nachdenken, welche Konsequenzen dieser Atemzug haben wird. Die notwendigsten Arbeiten in einem kleinen Teilprojekts eines kleinen Projekts erscheinen einam derart selbstverständlich und unbedeutend, dass es sich einfach nicht lohnt, lange über die Konsequenzen der Tätigkeiten nachzudenken, die man als nächstes auszuführen gedenkt.
Es ist einem nicht einmal klar, dass man eine Tätigkeit geplant hat. Sie haben ein Mail erhalten, auf das Sie antworten wollen, aber vorher noch einige Informationen beschaffen müssen. Das zu tun nehmen Sie sich jetzt vor. Das bedeutet, dass Sie diese Tätigkeiten – Informationsbeschaffung und Mail beantworten – jetzt geplant haben. Allerdings sind Sie nie bewusst hingesessen und haben einen Plan aufgestellt. Sie wissen intuitiv, wie Sie vorgehen wollen und werden. Der Plan ist in Ihrem Kopf, ohne dass er Ihnen bewusst ist.
Erst recht werden Sie keine Analyse machen, welche Risiken die Informationsbeschaffung und/oder die Beantwortung des Mails enthalten und welche Konsequenzen daraus erwachsen können. Da aber fast alle Handlungen, auch die folgenschwersten, aus Detailhandlungen bestehen, die für sich allein einer Analyse nicht wert sind, wursteln wir uns durch die Projekte und durch das Leben, ohne viel nachzudenken. Alle unsere grossen Würfe – Unternehmensgründungen, Alpendurchtunnelungen, Städtebau, Mergers, Erarbeiten internationaler Vereinbarungen, etc. – bestehen aus einzelnen, kleinen Detailentscheidungen und -handlungen. Kleinvieh mach auch Mist!
Qualitätssicherungen (QS) verlangen zuweilen, das Durchlaufen vorgegebener Prozesse und das Vorweisen der entsprechenden Dokumente. Genauso würde ich von Unternehmens- und Projektmanagern verlangen, dass sie
- ein Modell ihres Systems, in dem sie tätig sind, erstellen
- sich bei der Arbeit stets an diesem Modell orientieren
- das Modell laufend verbessern und ergänzen.
Zwar passiert das tatsächlich und ganz automatisch. Aber die Modelle unserer Entscheidungsträger befinden sich in ihren Köpfen, sind ihnen und ihren Mitwirkenden kaum bewusst und wenig aufeinander abgestimmt. Die Modelle bewusst machen tut niemand freiwillig, so wenig, wie jemand freiwillig die lästigen QS-Vorgaben einhält. Daher sollte jedem Manager ein Modellcoach oder Modellassistent zur Seite stehen.
1Nach einem Zitat von Jacob M. Braude
Recht herzlichen Dank dafür, dass Sie Ihre Erfahrung mit uns teilen.
Ich persönlich finde das Thema ziemlich interessant und kann Herrn Jacob M. Braude nur zustimmen. Mit einem Coach/Assistent ist ein Manager viel besser dran.