Es gibt Menschen, die tun sich mit einer angeblichen Natur-Gesellschaft-Dichotomie schwer. Dann gibt es solche, die leugnen die Relevanz einer der beiden Kategorien und beschimpfen diejenigen, die ihre Argumente aus der geleugneten Kategorie schöpfen.
Ist die Gesellschaft konstruiert oder transzendent?
Ich hatte nie ein Problem mit einer angeblichen Natur-Gesellschaft-Dichotomie. Die Trennung zwischen Natur und Gesellschaft und zwischen Objekt und Subjekt ist nämlich nach Bruno Latour eine semantische Illusion. (1)
Nach Latour lautet das moderne Selbstverständnis:
Die Natur ist nicht unsere Konstruktion. Sie ist transzendent und übersteigt uns unendlich. Die Gesellschaft ist unsere Konstruktion. Sie ist unserem Handeln immanent
Das ist allerdings eine merkwürdige Position. Ob Latour sie seiner Theorie gefügig gemacht hat oder ob es tatsächlich Menschen gibt, die das glauben? Tatsächlich ist die Natur, so wie wir sie wahrnehmen, unsere Konstruktion, wie ich z.B. in Es gibt keine absolute Gewissheit auch nicht in exakten Wissenschaften versuchte, darzulegen.
Die Wahrnehmung – Soziologen würden von «Beobachtung» sprechen – ist ja stets eine Konstruktion, oder wie ich sage: eine Modellbildung.
Latour stellt fest, dass wir gerade in der Modernen in die Natur eingreifen, um sie für unsere Zwecke nutzbar zu machen. Und gerade die Moderne macht auch die Erfahrung, dass gesellschaftliche Strukturen und Dynamiken nicht den Absichten gehorchen, die die involvierten Menschen mit ihnen haben, und es sogar Strukturdynamiken gibt, die völlig absichtslos hervorgerufen werden (2). Daraus schliesst Latour dann:
Die Natur ist unsere künstliche Konstruktion im Labor. Sie ist immanent. Die Gesellschaft ist nicht unsere Konstruktion. Sie ist transzendent und übersteigt uns unendlich
Gesellschaft als Selbstorgansiationsphänomen
Das ist nun eine dermassen übertriebene Umkehrung der Grundannahme, dass sie auch wieder hinkt. Die Gesellschaft ist als dynamische Struktur eine natürliche Erscheinung. Wenn wir sie beobachten, dann interpretieren wir sie, wie alle natürlichen Phänomene. In diesem Sinne konstruieren wir «Gesellschaft», bzw. das, was wir von ihr beobachten, wie wir überhaupt alles konstruieren, was wir beobachten.
Bruno Latour fehlt das theoretische Repertoire der Systemtheorie (3), so dass er viele sprachliche Handstände machen muss, um seine Ideen zu beschreiben.
Gesellschaft ist ein Selbstorganisationsphänomen innerhalb des Systems «Menschheit» oder «Volk». Der Begriff der Selbstorganisation wird zuweilen unterschiedlich verwendet, je nachdem, ob man eine systemtheoretische oder eine organisationstheoretische Sicht einnimmt. Organisationstheoretiker verstehen unter Selbstorganisation gemeinhin, was ich «Selbstmanagement» oder «Selbstbestimmung» nenne. In der Theorie dynamischer Systeme kommt Selbstorganisation automatisch aus Zwängen im System zustande und führt zu einer Systemstruktur, die die Funktion des Systems so unterstützt, dass die Zwänge am besten respektiert werden können. Zwar entsteht diese Struktur aufgrund kooperativen Verhaltens der einzelnen Systemelemente. Umgekehrt unterwirft die Systemstruktur das Verhalten der einzelnen Systemelemente. Selbstorganisation ist also ein natürliches Phänomen.
Gesellschaft ist eine solche Systemstruktur. Im Allgemeinen entsteht sie innerhalb grosser Systeme, also einer Gemeinschaft, die aus vielen Menschen besteht, indem sich diese Menschen «arrangieren». (4)
Gesellschaft unterwirft die einzelnen Menschen, die ihrerseits Ursache der Gesellschaft sind. Sie sind Ursache durch ihr Handeln, sei es, indem sie das Web erfinden oder sich zum Diktator erheben. Beides an sich wäre als Tat eines Einzelnen irrelevant, wenn sie nicht die gesellschaftliche Struktur verändern würden. Das Web ist eine Technologie, die auf (natur-)wissenschaftlicher Erkenntnis aufbaut. Latour spricht in diesem Zusammenhang von einem Hybrid oder Quasiobjekt, manchmal sogar von einem Monstrum. Aber das Web wird nicht zum Monstrum, weil es an sich monströs ist, sondern weil die modernen Menschen seine hybride Struktur nicht eingestehen wollen, d.h. weil sie Natur(-wissenschaft) und Gesellschaft strikt trennen. Latour sagt, dass sich die Modernen diese Trennung einbilden und sich darauf etwas einbilden. Wer von Natur-Gesellschaft-Dichotomie spricht, fühlt sich modern erhaben.
Technologien sind hybride Zwitterwesen – halb naturbezogen, halb gesellschaftlich verhängt
Latour ist wahrlich kein Konstruktivist, wenn er moderne Technologien als eigenständige Wesen sieht, die durch Delegation und Repräsentation in die Gesellschaft eingreifen. Er vergleicht sie mit Immigranten, die zwar hergebeten werden und uns Einheimischen zunächst viele wertvolle Geschenke mitbringen, ohne dass wir nennenswerte Gegengaben überreichen müssen. Irgendwelche Ansprüche auf Mitgestaltung der Verhältnisse stellen die Fremden zunächst auch nicht. Die Trennung von Einheimischen und Eingewanderten, bzw. Herren und Sklaven, scheint perfekt zu sein im Sinne einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Aber es kommen immer mehr Einwanderer und bald sind sie in der Überzahl und bestimmen die Geschicke der Gesellschaft, in der wir leben.
In der Zwei-Klassen-Gesellschaft kann das nur passieren, weil wir Natur und Gesellschaft strikt trennen. Nach Latour halte die Moderne am modernen Selbstverständnis durch Fiktionalisierung fest:
Auch, wenn wir die Natur konstruieren ist es, als konstruierten wir sie nicht. Auch wenn wir die Gesellschaft nicht konstruieren ist es, als konstruierten wir sie. Natur und Gesellschaft müssen strikt getrennt bleiben
Latour versteht die Einführung innovativer Technologien als Vermittlung zwischen Natur und Gesellschaft. Die Moderne vermehrt diese Hybridwesen in immer schnelleren Zyklen. Um das moderne Selbstverständnis aufrecht zu erhalten, müssen die Hybride laufend «gereinigt» werden, damit ihre natürlichen und gesellschaftlichen Aspekte strikt getrennt bleiben. Die Reinigungsarbeit besteht also darin, in der Sprache die technischen Aspekte von den gesellschaftlichen, rechtlichen, politischen und oekonomischen Aspekten zu trennen. Sogar die Schule unterrichtet strikt getrennte Fächer! Oder, wie jüngst Guido Augustin in seinem Blog schreib: Er denkt bei „Digitalisierung“, „Technologie“ und „Fortschritt“ an „Hardware“ und „Software“
Reinigungsarbeiter
Beispielsweise betreibt auch Helmuth Plessner (5) mit seiner exzentrischen Positionalität moderne Reinigungsarbeit im Sinne Latours und trägt damit zur strikten Trennung von Natur und Gesellschaft bei. Zunächst fragt er ganz unverfänglich nach dem Unterschied zwischen belebten und unbelebten Phänomenen und findet eine strikte Grenze durch die Tatsache, dass belebte Organismen eine Grenze zu ihrer Umwelt bilden. Vielleicht gab es Mitte des letzten Jahrhunderts einfach noch zu wenig Wissen, um die Frage zu beantworten. Die Bezeichnungen «belebt» und «unbelebt» sind jedoch bloss Wortschöpfungen, die Plessner zu unkritisch übernahm. Eine Grenze kann nicht gezogen werden!
Das Mimivirus ist eines der grössten bisher entdeckten Viren. Seine DNA verfügt über 1260 Gene, die teilweise bisher nur bei zellulären Organismen bekannt waren. Auf Grund der aussergewöhnlich komplexen genetischen Ausstattung liegt das Mimivirus zwischen unbelebter und belebter Natur.
Nachdem Plessner diese Frage (lediglich) zu seiner Zufriedenheit beantwortet hat, greift er die nächste Frage auf: Wie organisieren sich lebende Phänomene? Die Frage wäre sinnlos, hätte er verstanden, dass er «lebende Phänomene» gar nicht abgrenzen kann. Plessner unterscheidet zwischen Tier und Mensch, obwohl es auch da keine Grenze gibt. Das ist meines Erachtens der Sündenfall, der überhaupt zu der Natur-Gesellschaft-Dichotomie führt. Nach Plessner haben Pflanzen kein zentrales Organ und sind daher «offen organisiert». Tiere seien zentrisch organisiert und lebten aus einem Mittelpunkt heraus. Die Organisationsform des Menschen sei dagegen «ex-zentrisch», weil der Mensch ein reflexives Verhältnis zu seinem Leben habe, beispielsweise über sein Selbstbewusstsein.
Ein Oktopus hat beispielsweise 9 Gehirne, lebt als nicht aus einem Mittelpunkt heraus und ist trotzdem ein Tier, erst noch ein sehr cleveres Tier! Der Mensch kann von anderen Tieren nicht abgegrenzt werden, weil es keine Art gab, die zum ersten Mal Mensch war. Wie das Mimivirus gab es auch menschliche oder vormenschliche Zwischenarten, die die einen noch als Tier, die anderen als Mensch bezeichnen würden. Selbstreflexion kommt nicht aus einer zentralen Ecke unseres Gehirns, das scheint uns bloss so.
Das (Selbst-)Bewusstsein ist eine Illusion, die uns zu Abgrenzungen verführt
Die Illusion eines zentralen Ichs verführt uns Menschen daran zu glauben, wir seien irgendetwas Besonderes und die Welt hätte auf uns gewartet («Unergründlichkeit des Menschen» bei Plessner). Es ist für mich aufregend, wenn ich einen Vortrag vor auch nur wenigen Personen halte, wenn ich eine Reise antrete, wenn ich ein paar Likes erhalte oder wenn ich sterbe. Wir haben stets das Gefühl, die Welt drehe sich um uns. Die einzige Unterscheidung zu anderen Tieren ist die Intensität des Werkzeuggebrauchs, in Latours Terminologie also die Zahl der Hybride. Zwar sind auch die primitiven Werkzeuge der anderen Primaten gesellschaftsbildend, aber doch nie in dem Masse wie bei uns Menschen.
Die ichbezogene Weltsicht führt unweigerlich zur Abgrenzung gegenüber unserer Umwelt. Das ist der Anfang. Daraus erwächst unser angeblich wissenschaftliche Hang zu Taxonomien und Systematiken. Wir grenzen zu viel ab, wo es eigentlich nichts abzugrenzen gibt. Man kann wohl skalieren. Es gibt klar unbelebte und klar belebte Phänomene. Es gibt klar natürliche und klar gesellschaftliche Phänomene. Es gibt klar physische und klar psychische Phänomene. Aber es gibt keine klaren Grenzen. Irgendwo in der Mitte verschwimmen die Kategorien.
Unser Hang zur Abgrenzung ist indessen nicht nur ein sprachliches Problem. Es wirkt sich aus auf unsere Gefühle, unseren Glauben und unsere Entscheidungen und Handlungen. Abgrenzungen sind Ursache für Fremdenhass, Rassismus und Sexismus und lassen Völker aufeinanderprallen. Abgrenzung ist immer Entweder-oder und folgt dem logischen Gesetz des ausgeschlossenen Dritten, dass bei erhöhter Komplexität nicht mehr anwendbar ist. Vielmehr müssen wir lernen, in Sowohl-als-auch-Kategorien zu denken: nicht «Natur vs. Gesellschaft», sondern «gleichzeitig Natur und Gesellschaft».
(1) Bruno Latour, Wir sind nie modern gewesen – Versuch einer symmetrischen Anthropologie. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-29461-1
(2) Diese Erfahrung wird neuerdings in einem Anflug vermeintlicher Originalität als «VUCA» bezeichnet.
(3) Ich habe auch den Eindruck, dass Latour die Sprache der Mathematik fehlt. Vor allem sein letztes Werk «Existenzweisen» wäre vermutlich mit mathematischer Sprache prägnater und verständlicher darstellbar.
(4) Einzelne Versuche, etwas zu verändern, nennt man in der Systemtheorie «Fluktuationen». Das können linke Demonstrationen für eine bessere Welt oder populistisch-kapitalistische Husarenstücke oder sonst welche Propaganda sein, auch wenn sie nicht im Links-Rechts-Schema ablaufen. Fluktuationen werden vom System zunächst stets unterdrückt. Halten sie an und übersteigt ihre Wucht eine gewisse Schwelle, können sie durchdringen und das ganze System erfassen.
(5)Helmuth Plessner, Die Stufen des Organischen und der Mensch. Einleitung in die philosophische Anthropologie (1928)
Ich muß gestehen, daß ich mit Bruno Latour „große“ Schwierigkeiten habe (aber vielleicht kenne ich sein Werk einfach zu wenig):
„Das Web ist eine Technologie, die auf (natur-)wissenschaftlicher Erkenntnis aufbaut. “
Äh ja, „irgendwie“ schon. Und ich hatte gedacht, daß das W3 primär auf Informatik-Entwicklungen (siehe: Tim Berners-Lee und Robert Cailliau) zurückging.
How could I be so wrong? 🙂
„Technologien sind hybride Zwitterwesen – halb naturbezogen, halb gesellschaftlich verhängt.“
Für ein „Technikverständnis“, das auf der Höhe der heutigen Zeit sein möchte, ist das komplett unzureichend. Das hat höchstens den Charme metaphorisch-essayistischen Geschwurbels. (ok, das gilt für das Gesellschaftsverständnis gleichermaßen…).
Da fehlen Herrn Latour wohl noch weitaus „mehr“ als nur mathematische Kenntnisse…
Ja, mit Bruno Latours Werk haben wohl einige Schwierigkeiten. Da sind Sie in guter Gesellschaft. Ihre Kritikpunkte haben mich aber etwas stutzig gemacht. Ich habe durch Ihren Kommentar verstanden, dass ich vermutlich etwas klarstellen muss.
Die Aussage meines Artikels soll sein: Die Welt ist nicht entweder-oder, sondern sowohl-als-auch. Basta!
Wie oft, präsentiere ich dem interessierten Leser eine Quelle, die ihn vielleicht anregen mag. Hier so geschehen mit Bruno Latour, einem Techniksoziologen, der vielleicht ausserhalb einschlägiger Kreise noch nicht überaus bekannt ist. Das ganze Latour-Zeugs ist jedoch nicht unbedingt notwendig, um den simplen Schluss zu verstehen.
Mein Artikel ist *keine* Latour-Rezension! Ich gehe davon aus, dass der Leser entweder mit Latour vertraut ist oder – in den meisten Fällen – sich durch meinen Artikel ermutigen liess, zumindest „Wir sind nie modern gewesen“ zu lesen und vor allem darüber nachzudenken. Wenn Sie das nicht getan haben, können Sie, nur auf meinen Artikel gestützt, zu keinem Urteil über Latour kommen.
Das Beispiel des Webs ist nicht von Latour. In „Wir sind nie modern gewesen“ geht er vom Beispiel des Ozonlochs aus und bespricht später noch die Luftpumpe. Seine Sicht ist die folgende:
Eine Technologie ist angewandte Naturwissenschaft, d.h. baut auf naturwissenschaftlicher Erkenntnis auf. Das ist ihre Naturverankerung. Sie haben Recht, das Web ist eine Informatik-Entwicklung und baut somit auf dem Instrument „Computer“ auf, das eine Anwendung zumindest der Maxwellschen Gesetze der Elektrodynamik ist. Vermutlich bedarf es noch weiter naturwissenschaftliche Voraussetzungen zum Bau eines Computers.
Auf der anderen Seite durchdringt die Informatik-Entwicklung „Web“ die Gesellschaft, indem sie rechtliche, politische, kulturelle und organisationale Fragen aufwirft. Latour sagt nun, dass Technologien stets in der Natur(wissenschaft) verwurzelt sind, aber mit ihrem „anderen Ende“ weit in die Gesellschaft hinein wachsen und diese (oft negativ) beeinflussen. Damit hat er ja wohl recht!
Ich fand das Beispiel „Web“ treffend und aktuell. Längst stehen nicht mehr nur z.B. technische Fragen im Vordergrund. Vielmehr beschäftigen uns z.B. die Sache mit den Staatstrojanern, mit Ransomware oder mit der Förderung des Terrorismus durch das Darknet. Es gibt ja viele Menschen die glauben, dass uns die Technologie „Web“ aus dem Ruder läuft (was man auch schon beim Auto dachte, heute aber u.a. jährlich 1.5 Mio Tote in Kauf nimmt).
Dass Technologien unvorhergesehene Fern- und Nebenwirkungen haben, ist eine triviale Feststellung, die nicht Latour erfunden hat. Er versucht bloss, das Problem zu erklären und Lösungen vorzuschlagen.
Wenn Sie glauben, Latours Ansatz sei falsch, ist das Ihr gutes Recht. Ich kann Sie gut verstehen. Es sollte aus meinem Artikel hervorgegangen sein, dass ich seine Position auch nicht teile.
Aber genau das ist ja die Aussage meines Artikels: Auch wenn wir zu einer anderen Diagnose der negativen Fern- und Nebenwirkungen neuerer Technologien kommen als Latour, sollten wir nicht meinen, entweder sei unsere oder seine richtig. Es könnte sein, dass sowohl unsere Sicht als auch seine Sicht brauchbare „Wahrheiten“ enthalten.
Öffnen Sie sich für Ansätze, die Ihnen auf Anhieb nicht eigen sind!
Freundliche Grüsse,
Peter Addor
Guten Abend, Herr Addor!
Leider eine etwas verspätete Reaktion (too much to do, too little time)…
1) „Die Aussage meines Artikels soll sein: Die Welt ist nicht entweder-oder, sondern sowohl-als-auch. Basta!“
Tja, das mit dem „Basta!“ ist so eine Sache, wie schon mancher Spitzenpolitiker erfahren mußte, weil es den Widerspruch nicht eindämmt, sondern erst provoziert.
Ein Beispiel: Wenn „die Well“ für eine Art „umfassenden Begriff“ stehen soll, dann wäre die zugehörige Komplexität (vorausgesetzt, wir können uns über entsprechende Interpretationen einigen) wohl „für niemanden“, i.e. keinen Beobachter als Individual- oder sozialen Beobachter, erfaßbar.
Die Aussage des „Sowohl-Als Auch anstelle eines Entweder-Oder“ wäre dann bzgl. Weltkomplexität unsinnig, weil sie beim „Unfaßbaren“ einfach ins Leere laufen würde.
2) „Wenn Sie glauben, Latours Ansatz sei falsch, ist das Ihr gutes Recht. “
Nein, da liegt ein „Mißverständnis“ vor. Ich halte das Technikverständnis für „unbrauchbar, weil es m.E. vage und tw. unsinnig ist“. In den Kategorien von „wahr-falsch“ bewegen wir uns damit noch gar nicht!
Also die Latour-These lautet (nach Ihrer Interpretation): „Eine Technologie ist angewandte Naturwissenschaft, d.h. baut auf naturwissenschaftlicher Erkenntnis auf. Das ist ihre Naturverankerung.“
* Ich gehe nicht darauf ein, daß hier besser von „Technik“ und nicht von „Technologie“ (strictu sensu: „der Lehre von Technik“) die Rede sein sollte…
* Diese These ist schon „historisch falsch“: Die systematischere Applikation (natur-)wissenschaftlicher Erkenntnisse auf Technisches ist primär ein Kennzeichen der „Moderne“ (also: ca. seit 1750). Vorher war das eher selten der Fall, weil technische Erfindungen in der Regel relativ unsystematisch und ad hoc erfolgten (schon ein Francis Bacon hatte das bitter beklagt!).
Der mögliche Einwurf, daß man dabei doch wohl nicht gegen Naturgesetze verstößen könne, läuft dabei ins Leere, weil für technische Erfindungen oftmals „kein explizites“ naturwissenschaftliches „Wissen“ (!) um entsprechende Gesetze notwendig ist. Präwissenschaftliche Common-Sense-Erfahrungen, Imitationslernen, u.ä. haben dafür in der Menschheitsgeschichte vollkommen ausgereicht.
Denn hätten unsere Vorfahren erst einen degree in rocket science benötigt, um fähig zu sein, Speere, Pfeil und Bogen, etc. anzufertigen… well, es gäbe dann einfach keine Menschheit.
* „Technik = angewandte Naturwissenschaft“ ist auch heutzutage kein brauchbares „Technikkonzept“, denn um bspw. nicht hardwarenah zu programmieren, ist kein elaboriertes naturwissenschaftliches Wissen notwendig. Oftmals ist noch nicht einmal ein Wissen um hardwarenahe Details (was Rolf Todesco gerne beklagt) erforderlich!
Warum? Beides (also: naturwissenschaftliche und hardwarenahe Details) bieten viel zu viel Low-Level-Komplexität, die im Programmieralltag in den meisten, wenn auch nicht in allen Fällen „wegabstrahiert“ werden muß!
Aus dieser „Latour-Logik“ heraus könnte zudem formuliert werden:
* Religion hat mit Gott zu tun, Gott ist allmächtig und Gottes Hand wirkt in jedem natürlichen, gesellschaftlichen, etc. Tun. Ergo ist Technik auch eine Art von „angewandter Religion“.
Oder:
* Technik ist eine Art angewandte Sportwissenschaft als der Lehre von (menschlichen) Bewegungsabläufen, denn dem Entwerfen / Konstruieren, Produzieren und Benutzen von Technischem liegen ja irgendwie stets „Bewegungsabläufe“ (Zeichnen, Bauen, etc.) zugrunde.
Das kann man alles so formulieren. Das führt aber in keinem der drei Fälle zu einem einzigen brauchbaren Technik“begriff“.
* „Sie haben Recht, das Web ist eine Informatik-Entwicklung und baut somit auf dem Instrument „Computer“ auf, das eine Anwendung zumindest der Maxwellschen Gesetze der Elektrodynamik ist. Vermutlich bedarf es noch weiter naturwissenschaftliche Voraussetzungen zum Bau eines Computers.“
– Informatik-Entwicklungen bauen aber nicht immer auf dem Instrument „Computer“ (als programmierbarer Maschine) auf. Dazu passend das berühmte Zitat von Edsger Dijkstra:
„Computer science is no more about computers than astronomy is about telescopes. “
– Und Charles Babbage konnte seine „Analytical Engine“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Analytical_Engine) entwerfen, ohne von Maxwellschen Gleichungen irgendeine eine Ahnung haben zu können.
Ok, das Web-Beispiel stammt von Ihnen und nicht von Latour. Aber auch das „Ozonloch“ selbst stellt „definitiv“ keine Technik dar, sondern ist wohl „primär“ eine Folge von entsprechendem Technik-Gebrauch. Aber die „Luftpumpe“ rettet gewiß die Ehre dieses schwabbligen Technikverständnisses 🙂
Ergo: Ich komme noch nicht einmal zu einem Entweder-Oder bzw. einem Sowohl-Als Auch (oder einem Weder – Noch), weil ich Latours Technik“begriff“ für unspezifiziert und tw. für unsinnig halte (Letzteres bezogen auf die Technikgeschichte und den Umgang mit Low-Level-Komplexität).
* Mein Problem ist übrigens „nicht“ das Sich-Öffnen für „Ansätze, die Ihnen auf Anhieb nicht eigen sind!“.
Wer heute mit wissenschaftlicher bzw. wissenschaftsnaher Literatur zu tun hat (wie das bei mir oft der Fall ist), muß das eigentlich „permanent“ tun. Das Problem mit Ihrer diskursethischen „Forderung“ ist eher, daß sie ohne „reflexive Prüfungen“ (Begriffsarbeit zählt für mich dazu!) ins Leere läuft. Ansonsten wäre wohl deutlich geworden, daß Latour (zumindest Ihrem Artikel zufolge) über „kein brauchbares“ Technikkonzept (!) verfügt.
Es ist daher vermutlich „kein Zufall“, daß Sie bzw. Latour statt dessen auf entsprechende Metaphorik à la „hybride Zwitterwesen“, „Herren und Sklaven“, etc. rekurrieren.
Es wird dabei auch nicht besser, wenn Technisches die Gesellschaft (als Werte-, Normen-, etc. „Struktur“) „durchdringen“ (Geht´s noch unspezifischer?) soll oder „technische Hybride“ als „eigenständige Wesen“ funktionieren sollen (Wie soll denn das gehen, wenn Technisches „nicht selbst operationsfähig“ ist?).
Mein Fazit:
Mit Blick auf eine mögliche „Konzeptualisierung von Technik“ ist Ihre Darstellung von Latours Position primär nette Technik-Metaphorik, die zur Konfusion, aber nicht zur Klarheit tendiert.
Eine Frage des diskursethischen „Sowohl-Als Auch“ kommt daher in diesem Kontext schlicht und einfach „zu spät“ – weil diese mutmaßliche Latour-Position bereits an entsprechenden reflexiven Prüfungen scheitert.
Beste Grüße
P. Bormann
Addendum:
Ich habe zwei Bücher von Latour zu Hause, die ich mit einer noch ausstehenden Konzeptualisierung eines Funktionssystems „Technik“ lesen wollte. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt noch lohnt.
Na ja, ich kann sie ja ´mal bei Gelegenheit ´mal scannen…
Vielen Dank für diese sehr anregenden Bemerkungen, die mir viele neue Denkimpulse vermitteln.
Zunächst möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass es sich bei meinem Artikel nicht um eine Rezension handelt. Wo ich Latour interpretierte, habe ich ihm vielleicht unrecht getan. Wie Sie intuitiv richtig vermuten, ist er schwabbelig und nebulös, zumindest erscheint er mir in meiner Beschränktheit so. Vielleicht verstehe Sie ihn besser, falls Sie ihn tatsächlich einmal im Original lesen wollen. Solange Sie sich bloss auf meinen Artikel beziehen, gilt Ihre diesbezügliche Kritik also mir und nicht Latour.
Wie ich schon sagte, bin ich gewiss kein “Latourianer”. Ich bin völlig mit Ihnen, wenn Sie “Hybride als eigenständige Wesen” als Quatsch bezeichnen (bitte nicht “technische Hybride”; das wäre eine Art Oxymoron). Was mir gefällt ist die Feststellung, dass es nicht (mehr) genügt, eine – ach herrje, wie wollen Sie es nennen: Technik?, Konzept?, Ansatz? – bloss in einer Dimension zu diskutieren. Das Web scheint mir nach wie vor ein gutes Beispiel zu sein. Es genügt nicht, nur die Technikbrille oder nur die Sicherheitsbrille aufzusetzen. Das Web ist ein Phänomen, über das nur in seiner ganzheitlichen Komplexität gesprochen werden muss, zumindest soweit es uns möglich ist. Technische Aspekte induzieren z.B. Privacyprobleme und umgekehrt. Das ist ganz ähnlich beim Mensch. Immer mehr Mediziner verstehen, dass eine Krankheit nicht isoliert als physisches Problem betrachtet werden kann. Eine Grippe ist nicht nur eine virale Angelegenheit, sondern hat vielleicht auch etwas mit der persönlichen Konditionierung des Patienten zu tun. Wenn ich Sie persönlich treffe, dann reduziere ich Sie nicht auf einen Fleisch- und Knochenkörper, durch den Blut zirkuliert. Gerade bei Techniken werden gesellschaftliche Dimensionen allzu häufig aus der Diskussion herausgehalten. Und Schulen unterrichten immer noch “Fächer”!
Sie haben recht, technische Innovationen benötig(t)en kein explizites naturwissenschaftliches Wissen. Darüber denke ich aktuell nach und verarbeite meine Gedanken wohl in einem meiner nächsten Blogbeiträge. Z.B. wurde der Verbrennungsmotor entwickelt, vermutlich gänzlich ohne Kenntnis des Carnotzyklus und des Boyle-Mariottschen Gesetzes, um ein “modernes” Beispiel zu nennen. Von Keramik, Eisengewinnung und Wurfspeeren ganz zu schweigen.
Alltägliche Diskussionen von hochkomplexen Systemen sind in der Tat wenig spezifiziert. Das liegt in der Natur der Dinge. Über hochkomplexe Systeme kann oft nur noch in Metaphern gesprochen werden. Gerade deshalb sind anscheinend widersprechende Ansichten vielleicht nur auf den ersten Blick widersprüchlich. Möglicherweise, das wollte ich sagen, können zwei sich anscheinend widersprechende Ansichten beide gleichzeitig gute Gedanken enthalten. Es gibt so viele hässliche Diskussionen, bloss weil jede Partei glaubt, nur sie hätte recht und die andere Partei liege falsch. Das “basta!* bezog sich auf die einfache Feststellung, dass das aristotelische Tertium non datur (Tnd) in kompexen Umgebungen nicht mehr gilt. “Basta!” deshalb, weil ich es hier schon oft geschrieben habe und weil z.B. Conny Dethloff und ich es in den SoMe schon oft zur Diskussion gestellt haben. Es handelt sich also um ein ceterum censeo.
Natürlich entspringt unser Abschwören des Tnd unserem ureigensten Glauben. Wir können nicht spezifiziert über die Nichtgültigkeit des Tnd sprechen, weil es letztendlich eine Glaubensfrage ist, wie grundsätzlich alles eine Glaubensfrage ist, sogar das Newtonsche Fallgesetz.
Guten Morgen, Herr Addor!
(1) „dass es sich bei meinem Artikel nicht um eine Rezension handelt.“
Ja, das ist schon klar. Es ging mir auch spezifisch nur um das skizzierte „Technikverständnis“. Auf Bruno Latours Gesamtwerk bezieht sich meine Kritik „natürlich nicht“. Denn dazu müßte ich sehr viel mehr von seinen Texten bzw. zur ANT generell lesen.
Insofern ich selbst (sporadisch) an der Konzeptualisierung eines Funktionssystems „Technik“ (aus sozioevolutionärer Sicht) werkele, die System- und Medientheorie à la Luhmann mit Kybernetik à la Todesco (und vielleicht noch andere Technik-Konzeptionen) zu verbinden sucht, steht die ANT soundso auf meiner ToDo-Lektüreliste.
(2) „dass es nicht (mehr) genügt, eine – ach herrje, wie wollen Sie es nennen: Technik?, Konzept?, Ansatz? – bloss in einer Dimension zu diskutieren.“
Ja, dem stimme ich zu. Allgemein gesagt: „Komplexe Phänomene“ (wie „Technisches“, „Mediales“, „Soziales“, etc.) schreien geradezu nach einer disziplinären Multideskriptivität. Denn „Beschreibungsvielfalt / -diversität“ wirkt erkenntnisfördernd!
Fürmich persönlich habe ich das schon vor vielen Jahren als „approach switching“ (und zwar intra- wie interdisziplinär) übernommen. Natürlich kann man das als Einzelner nur begrenzt leisten. Bspw. im Falle des „Technischem“ könnte ich das aus einer Informatik-, Philosophie- und Soziologie-Perspektive leisten, aber that´s it. Wenn ich mir dagegen mein naturwissenschaftliches Wissen vergegenwärtige, dann wäre selbst die Bezeichnung „naturwissenschaftlich halbgebildet“ noch schmeichelhaft für mich 🙂
(3) „Sie haben recht, technische Innovationen benötig(t)en kein explizites naturwissenschaftliches Wissen. “
Ja, diese und ähnliche Überlegungen haben mich dazu geführt, ein Funktionssystem „Technik“ (im Luhmann-Sinne), zumindest als Hypothese, zu unterstellen. Denn es gibt einfach eine Unzahl von genuin „technischen bzw. technikrelativen Kommunikationen“, die nicht einfach nur auf Mathematik oder Naturwissenschaften reduziert werden können.
Und diese „technische Kommunikationen“ nehmen seit der frühen Neuzeit massiv an Fahrt auf (Maschinenbücher, etc.), bis das durch die Kopplung von Wirtschaft, Wissenschaft, Recht (Stichwort: Patente, etc.), Politik (Industriepolitik, etc.) und Technik in der Moderne einen noch nie dagewesenen Aufschwung erlebt. Demzufolge explodieren auch die technischen Erfindungen in der Moderne.
Beispiel 1. WK, in den ich mich seit einigen Monaten intensiver einarbeite: Die Vielzahl der Zeitgenossen haben den Faktor „Militärtechnik“ (und die zugehörige „Industrieproduktion“) völlig verkannt, weil die Vorstellungen bzgl. Krieg tw. dem tiefsten 19. Jhd. entsprangen.
Die Folge: Die Zahl der Kriegsopfer (Tote und Verletzte) in WK 1 war tw. an einem einzigen Kriegstag (bspw. in Verdun oder an der Somme) höher als die Zahl der Kriegsopfer in allen Kriegen aller europäischen Staaten auf allen Kontinenten in den 100 Jahren seit 1815 zusammengenommen.
Kurzum: Waffentechnik inkl. der Industrieproduktion avanciert in der Moderne zu einem kriegsentscheidenden Faktor. Die militärhistorische Regel, daß ältere Armeen mit neueren Armeen mitunter mithalten können, gilt daher für die Moderne nicht mehr.
(4) „Und Schulen unterrichten immer noch “Fächer”!“
Finnland scheint dieses Fächermodell gerade abgeschafft zu haben. Aber generell ist es wohl so, daß viele Schulen und Schulbehörden mit der rasanten (technischen, ökonomischen, etc.) Entwicklung nicht Schritt halten können.
Wie sagte vor einiger Zeit ein Lehrer: „Das WWW ist eine viel zu junge Entwicklung. Wir Lehrer hatten noch keine Zeit uns damit (pädagogisch / didaktisch) zu befassen“.. Mit anderen Worten: Die Schule hinkt teilweise ca. 40-50 Jahre hinter aktuellen Entwicklungen in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft, etc. hinterher – so meine grobe Schätzung.
(5) „Gerade deshalb sind anscheinend widersprechende Ansichten vielleicht nur auf den ersten Blick widersprüchlich. “
Sicher. Aber das wäre m.E. eine traditionelle Sicht, bei der sich die Widersprüche als „Scheinwidersprüche“ letztlich synthetisieren lassen.
Viel spannender ist wohl der Fall, bei der zwei sich ausschließende Positionen „gleichzeitig“ bejaht werden müssen. Ich denke da z.B. an den „Wellen-Teilchen-Dualismus“ in der Physik (allerdings möchte ich mich angesichts meines physikalischen Halbwissens diesbzgl. nicht zu weit aus dem Fenster lehnen).
(6) Die Aussetzung des TnD: Ja, ein schon lange diskutiertes Thema. Demzufolge kommt es nicht von ungefähr, daß Widersprüche / Paradoxa seit längerem en vogue sind (gerade in Sachen Dekonstruktion, Bielefelder Systemtheorie, Dirk Baeckers Formtheorie). Interessant ist dabei auch eine auf Günther rekurrierende „Kontexturanalyse“, mit der Werner Vogd und seine Mitarbeiter experimentieren.
Siehe http://uni-wh.academia.edu/WernerVogd
(7) „Natürlich entspringt unser Abschwören des Tnd unserem ureigensten Glauben. “
Ich würde nicht einfach von „Glauben“ sprechen, weil damit gerne auf „Beliebigkeit“ und „Mangel an reflexiven Prüfungen“ abgezielt wird. Notabene: Insofern ist der religiös konnotierte Ausdruck „Glaubenswahrheit“ ein wandelnder Selbstwiderspruch 🙂
Man könnte vielleicht sagen, daß es auf die jeweiligen „Bezugsrahmen“ (Frameworks oder Kontexturen) ankommt. Je nach Wahl des Bezugsrahmen ist das TnD gültig oder nicht (so verstehe ich jedenfalls Gotthard Günther).
Man kann sich dabei (aber vielleicht nicht allen Fällen) auf ein „argumentatives“ Switching der Bezugsrahmen einlassen. Manist also nicht auf puren Glauben (zumindest wenn er ohne Gründe daher zu kommen sucht) angewiesen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und verbleibe mit besten Grüßen
Peter Bormann
PS –
Übrigens hat Jan-Hendrik Passoth 2008 eine Arbeit zu „Technik und Gesellschaft“ (seine Doktorarbeit) publiziert, die sehr gut zu Ihrem Blogthema paßt.
Wow, ich bin begeistert!
Ein spannender Artikel wieder mal.
Fast schon ein wenig „heilig“,
wenn man den Schmerz bedenkt,
den Jeder auf sich nimmt,
weil er sich „von seiner Umwelt“
getrennt wähnt.
**********************************
Von Einstein stammt dieses Zitat dazu:
“
Ein Mensch ist ein räumlich und zeitlich beschränkter Teil des Ganzen, das wir „Universum“ nennen. Er erlebt sich selbst und sein Denken und Fühlen als getrennt vom Rest in einer Art von optischer Täuschung seines Bewusstseins. Diese Wahnvorstellung ist ein Gefängnis, das uns auf unsere persönlichen Bedürfnisse und die Zuneigung zu einigen uns nah stehenden Menschen beschränkt. Es muss unsere Aufgabe sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Radius des Mitfühlens für andere ausweiten, so dass es alle Lebewesen und die gesamte Natur in ihrer Schönheit umfasst. Niemand kann diese Aufgabe vollends erfüllen, doch gerade die Anstrengungen, dieses Ziel zu erreichen, sind ein Teil der Befreiung und ein Fundament für innere Zuversicht.
“
Natur UND Geselschaft – genau!
Herzliche Grüße,
Bernd
Ein wunderbares Zitat, ich kannte es bis anhin noch nicht. Vielen Dank, Bernd. Es sagt genau, was ich meine, mit der Selbstgefälligkeit unserer Wahrnehmung.
Herzlichst,
Peter