Train Bleu in Sri Lanka

Letzte Woche fuhren wir wieder einmal mit dem Train Bleu von Ella nach Nuwara Eliya. Der Zug ist eine Touristenattraktion, weil er erstens mit nur 10 bis 30 Stundenkilometern fährt und zweitens malerische Tee- und Gemüseplantagen kreuzt. 

Geschwindigkeit: 20 Km/h
Der heutige Train Bleu ist nicht mehr in blauem Vintagedesing, sondern ein moderner Hightech-Zug.
Der Demodara Railway Loop

Ella ist eine Backpacker-Metropole. Es gibt im Wesentlichen eine Strasse, die rechts und links von zahlreichen Lokalen gesäumt ist, von Restaurants mit Sri Lankischen Curries über Cafés bis hin zu Chill-out-Bars. Ich habe nicht einmal ein Foto von dort gemacht. Unser Driver brachte uns zu der Station Demodara, ein Vorort von Ella. Dort gibt es den sogenanntenn Demodara Railway Loop.

Wer oben auf dem „Demodara Railway Loop View Point“ steht, sieht den Zug, von Norden her kommend, kurz unterhalb des Bahnhoft in einen Tunnel verschwinden, um auf der anderen Seite in eine grosse Schleife einzubiegen, die ihn auf Bahnhofsniveau bringt. Wir haben das Schauspiel nur vom Bahnhofplatz aus beobachtet, so dass wir den Zug erst sahen, als er aus dem Südportal des Tunnels austrat. Wer die Situation in Google Maps anschaut, wird möglicherweise auf den nahegelegenen „Nine Skies Bungalow“ aufmerksam. Ich kenne dieses Objekt nicht und habe es auch nur zufällig auf der Karte gesehen. Sicher gelangt man dorthin nicht etwa auf neun Skiern. „Skies“ ist der Plural von „Sky“ – Himmel – und kommt vielleicht daher, dass es dort einige Pools, Brunnen und Weiher gibt, die den Himmel mehrfach spiegeln. Ein Blick auf die Bilder von dieser Villa lohnt sich. Es muss wahrhaft ein Traumobjekt sein. Eine Übernachtung kostet schlappe 600 Euros.

Der Bahnhof von Demodara
Türen bleiben offen

Nachdem der Zug in Demodara angehalten hat, stiegen wir ein und suchten unsere vorreservierten Plätze. Schon schwenkt der Bahnhofsvorstand seine grüne Flagge, wie es die britischen Kolonialisten gelehrt haben, und der Zug setzt sich in Bewegung. Für die ungefähr 70 Km braucht der Zug fast 3 Stunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 23 Km/h entspricht.

Der Bahnhofvorstand gibt das grüne Zeichen
Ein Signal muss repariert werden

Sobald sich der Zug in Bewegung gesetzt hat, hielt mich nichts mehr auf dem Sitz. Ich schnappte meine Kamera und eilte zur Wagentüre, die stets offen ist. Leider war sie bereits durch zwei Einheimische besetzt. Also postierte ich mich in der bergseitigen Türe gegenüber. Ein Blick dem fahrenden Zug entlang bestätigte, dass scheinbar alle Passagiere irgendwelche Körperteile aus den offenen Löchern – Türen und Fenster – hinausstreckten.

Entweder sassen sie auf dem Türbrett oder lehnten sich, einer spektakulären Aufnahme wegen, weit hinaus, was meines Erachtens auch bei 10 oder 20 Km/h nicht ungefährlich ist. Der Zug schrammt zuweilen knapp an Bäumen und Masten vorbei, die einen Körper mühelos mitreissen würden. Es hat auch relativ viele enge Tunnels, bei denen ich meinen Kopf in das Wageninnere zurück ziehen musste. 

Eine Passagierin lehnt sich weit aus dem Zug für ein spektakuläres Foto
Tunnels sind einigermassen satt
Gemüse und Tee

Der Zug schleppt sich abwechselnd durch dschungelähnliche Wälder, Tee- und Gemüseplantagen, was die Fahrt so lieblich macht. Gewisses Gemüse und Beeren ist man sonst von Europa gewohnt, aber nicht von einer tropischen Insel. Da der Zug aber immer höher klettert – Nuwara ist 1800 Meter über dem Meeresspiegel – wird es immer kühler. In Nuwara mussten wir sogar im Bett das Daunenjäckchen anziehen: frühmorgends war die Temperatur im einstellgen Bereich. Dadurch gedeihen in dieser Region Kohl, Kartoffeln, Salat, Erdbeeren und sogar Weintrauben. Es gibt in der Tat Sri Lankische Weine, meist aus den Rebsorten Cardinal und Muscat d’Hamburg.

Terassierung für Gemüseplantagen
Ein Gemüsebauer bewässert seine Plantage
Fahrt durch eine Teeplantage

Der blaue Zug, der sich durch die sattgrünen Teeplantagen schlängelt, ist ein beliebtes Fotosujet. Leider weicht das Design unseres Zuges vom klassischen ab. Dennoch ist diese Bahnfahrt auch für das Auge immer wieder faszinierend. Die Teepflückerinnen müssen hart arbeiten und verdienen nur wenig. Bei der Besichtigung einer Teefabrik habe ich gehört, dass es nun endlich einen gesetztlich festgelegten Minimallohn für Mitarbeiterinnen der Teeproduktion gibt (es sind fast ausschliesslich Frauen). Eine Teepflückerin muss pro Tag 18 Kilogramm Teeblätter abliefern.

Eine Teepflückerin auf dem Weg zur Arbeit. Den Teesack hat sie bereits über den Kopf gestreift.

Sie trägt auf ihrem Kopf einen Sack, der hinten über den Rücken hinunter hängt, damit sie beide Hände frei hat. Die gepflückten Blätter wirft sie über den Kopf nach hinten in den Sack. Die zartesten Babyblätter geben Weisstee, die normalen Blätter Grüntee und für Schwarztee ist ein zusätzlicher Fermentierungsprozess nötig. Trotz ihrer prekären Situation sind die oft rot gekleideten Teepflückerinnen in den grünen Teepflanzen immer wieder schön anzusehen.

Eine Teepflückerin wirft die gepflückten Teeblätter in den Sack, den sie mit dem Kopf trägt.
Männer sind für den Abtransport der Teesäcke zuständig

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