Unvorhergesehene Ereignisse werden ausgebrütet

Ein unvorhergesehenes Ereignis ist in den meisten Fällen die Folge einer Fehlentscheidung oder Fehlhandlung. Sogar im Falle von Naturkatastrophen machen sich Fehler bemerkbar. Beispielsweise wäre der Tsunami in Fukushima für die Menscheit als Ganzes weniger nachhaltig gewesen, wenn er sich nicht mit gravierenden Fehler von Tepco kumuliert hätte. Lesen Sie dazu den Beitrag Risikomanagement zu lehren ist einfacher als der Umgang mit Unvorhersehbarem

In Migrations- und Integrationsprojekten können Entwicklungsfehler zu unvorhergesehenen Ereignissen führen. Die (nachlässigen?) Entwickler haben ihr Projekt längst abgeschlossen, während das Produkt andernorts ausgerollt wird. In den dafür notwendigen Integrations- und Akzeptanztests tauchen unerwartete Produktefehler auf, die der Entwicklung nicht aufgefallen sind, weil sie in einer ganz anderen Umgebung gestetet wurden.

Unvorhergesehene Ereigniss werden sozusagen „ausgebrütet“, indem sie sich aus Fehlentscheidungen entwickeln.

Die Entscheidungen oder Handlungen sind zum Zeitpunkt ihrer Durchführung nicht eigentlich „falsch“. Erst ihre Entfaltung mit der Zeit lässt ihnen eine Bewertung zuordnen. Denken Sie an die zwei unscheinbaren Schrägstriche in einer Webadresse (URL) nach dem http:. Ihrem Erfinder schienen sie damals eine gute Idee zu sein.

In Kleine Schrägstriche – grosse Auswirkung habe ich geschrieben:

In der Zwischenzeit hat der Entscheid viele Menschen geärgert, viel unnützen Aufwand generiert, viele Werte vernichtet und angeblich vielen Bäumen das Leben gekostet.

Was damals eine „gute“ Entscheidung war, erwies sich im Laufe der Zeit als fatal, so dass wir sie heute als eine Fehlentscheidung bezeichnen können. Vor allem die Tatsache, dass wir mittlerweile nicht mehr von den beiden Schrägstrichen weg kommen, war unvorhersehbar. Sowas passiert in Projekten und in der Unternehmensentwicklung allemal.

Fehlentscheide können sowohl Einzelne als auch Gruppen treffen. Manchmal „entstehen“ sie spontan wie Viren in der Unternehmenskultur, ohne dass man sie einem einzelnen Individuum oder einer Gruppe zuordnen kann. Man denke z.B. an das Abilene-Paradoxon.
In einer Gruppe entsteht eine dumme Idee, die aber von allen weiter getragen und umgesetzt wird, obwohl es niemand will. Das kann erst recht in einer grösseren Organisation, wie einem Unternehmen passieren.

Es hat also wenig Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, ob Einzelne für Unerwartetes verantwortlich sind oder das System. Der (Fehl-)Entscheid eines Einzelnen kann wahrscheinlich keine unvorhergesehenen Ereignisse grossen Ausmasses bewirken, wenn er vom System quasi „unter den Teppich gekehrt“ würde. Aber meistens wird das System ihn negativ verstärken, bis er sich als unerwartete Katastrophe bemerkbar macht. Das ist das, was ich eingangs als „ausbrüten“ bezeichnet habe. In diesem Sinne sind manche Unternehmen oder Gesellschaften „schnelle Brüter“….

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