Hammer und Nagel suchen | 2.0 min |
Nagel einschlagen | 1.0 min |
Bild aufhängen | 0.5 min |
Hammer versorgen | 0.5 min |
Macht zusammen 4 Minuten. Gratulation!
Was ist, wenn Ihnen der Nagel abbricht? Dann müssen Sie einen neuen Nagel suchen und der Zeitplan ist im Eimer; vor allem, wenn Sie keine Bildernägel mehr vorrätig haben und im Fachgeschäft eine Schachtel besorgen müssen.
Die Arbeit, die Sie bis zum Abbrechen des Nagels aufgewendet haben, trägt nichts zum Fertigstellungswert des Projekts „Bild aufhängen“ bei. Für den Auftraggeber (z.B. ein Mitbewohner, der Sie gebeten hat, das Bild aufzuhängen, weil Sie so gut Bilder aufhängen können) hat die bisher aufgewendete Arbeit keinen Wert. Sie sind gezwungen, einen neuen Nagel zu holen und diesen noch einmal einzuschlagen, andernfalls müssten Sie das Vorhaben unverrichteter Dinge abbrechen.
Der fest und richtig eingeschagene Nagel ist eine notwendige Voraussetzung, um das Ziel zu erreichen. Das (unvorhergesehene?) Ereignis, dass der Nagel abgebrochen ist, können Sie nicht umgehen, um den Zeitplan einzuhalten. Es ist nicht ein Entweder-Oder. Wenn eine gewisse Qualität nicht gegeben ist, dann ist die Nichteinhaltung des Termins gezwungenermassen vorgegeben und damit auch die Budgetüberschreitung, weil Mehraufwand Mehrkosten nach sich zieht.
Das magische Dreieck greift nicht, es degeneriert zu einer Strecke:
Qualitätsmängel –> Terminüberschreitung –> Budgetüberschreitung
Mir sind keine Vorschläge bekannt, wie Projektmanager unverschuldete Qualitätsmängel behandeln sollen, so dass keine Terminüberschreittungen eintreten. Ihnen?
Da bricht einem, der Bildaufhänger von Ruhm ist, der Nagel ab? Das kann doch nicht sein. Selbst Schuld, würde ich sagen. Der Verzug geht auf seine Kappe – so mag mancher Auftraggeber für Bildaufhängungen denken.
Aber was, wenn der Nagel hält, das Bild hängt, der Aufhänger schon zurückgetreten ist, um seine Arbeit aus der Ferne nochmal zu überprüfen – und der Auftraggeber hereinkommt und ausruft: „Aber doch nicht so tief. Das passt doch nicht zum Gesamtensemble der Einrichtung in diesem Raum. Das hättest du dir doch denken können?“
Ist der Qualitätsmangel nun selbstverschuldet? Der Effekt ist derselbe wie bei abgebrochenem Nagel: Terminüberschreitung.
Macht es also Sinn, lange über die Schuldlage bei Qualitätsmängeln zu diskutieren? Hm… Anwälte mag das interessieren. Dem Projektfortschritt hilft das aber nicht.
Die Frage ist daher für mich: Wie können Qualitätsmängel vermieden werden? Oder zumindest: Wie können die Effekte von Qualitätsmängeln minimiert werden?
Ein probates Mittel, das etwas aus der Mode gekommen ist, wie man am Bahnchaos des Winters sieht: Puffer, Spielräume. Ein anderes probates Mittel: Fortschritt in dünnen Längsschnitten durch das Wunschergebnis mit Feedback.
Aufs Beispiel bezogen: Nicht nur mit einem Nagel antreten (Puffer), nicht im letzten Moment vor dem Schwiegermutterbesuch mit dem Aufhängen beginnen (Puffer), das Bild als Aufhänger erst an die Wand halten und den Auftraggeber bitten, die Position ggf. zu korrigieren (Längsschnitt).
Das ist absolut korrekt, die Schuldfrage interessiert mich auch nicht. Aber ich unterscheide zwischen vorhersehbaren und unvorhersehbaren Ungewissheiten. Die ersten heissen Risiken und können durch Massnahmen, wie Du sie erwähnt hast gelindert oder gar vermieden werden. Was immer Du aber vorsiehst, es ist nicht auszuschliessen, dass Du auf dem Weg durch das Projekt auf Ereignisse stösst, die Du mit den besten Puffern und Spielräumen nicht abfedern kannst. Meine Frage lautet daher: was soll man mit diesen Ereignissen tun, die einem durch das Netz der Spielräume geflutscht sind und Terminverzug induzieren?