Eine Zugabe zu meinem letzten Artikel über Sri Lanka für Anfänger,
und ein Plädoyer zum Verweilen, statt Sehenswürdigkeiten nachzujagen!
Zugegeben, die Winkekatze – auch Meneki Neko genannt – ist etwas gesucht. Klar, ich kopierte den Titel „Wie man mit einem Lachs verreist“ von Umberto Eco. Der Titel lässt die Stirne runzeln, weil man mit einem Lachs in der Regel nicht verreist. Ich brauchte etwas, das man auch selten ins Reisegepäck steckt, aber das ein Bezug zu dem hat, worum es in diesem Artikel (unter anderem) geht: Reisen mit Lithium-Akkus. Zwar haben Winkekatzen normalerweise Batterien und keine Akkus. Aber seis drum!

Flugreisen und Lithiumakkus
In den vergangenen paar Monaten hatten wir hier in unserem Haus im Süden Sri Lankas verschiedene Gäste. Freunde, die ein paar Tage oder Wochen zu Besuch kamen, was uns immer sehr freut. Oftmals betraf das Gesprächsthema die Flugreise und das Gepäck. Dabei wurde mir klar, dass offenbar die wenigsten Reisenden alle ihre Akkus ins Handgepäck stecken: Powerbanks, Handys, Laptops, Tablets, Fotoapparate, Drohnen, Taschenlampen, etc.
Leute: Lithiumakkus können jederzeit in Brand geraten! Und sie tun es meist genau dann, wenns grad ungelegen kommt, z.B. in einem Koffer, der tief unten im Bauch des Flugzeugs steckt und mit teilweise brennbaren Materialien gefüllt ist! ALLE AKKUS GEHÖREN IN DAS HANDGEPÄCK!!! Nicht weil die Fluggesellschaft Sie damit schikanieren will, sondern, weil Sie vielleicht wegen einer solchen Lappalie Ihr Leben nicht aufs Spiel setzen möchten.
Eigentlich ist es noch etwas komplizierter. Kleine Akkus dürfen bei manchen Fluggesellschaften ins Check-IN-Gepäck, andere Gesellschaften möchten auch keine Batterien im Check-In-Gepäck sehen. Aber es ist doch in unserem eigenen Interesse, wenn wir einfach alle Akkus ins Handgepäck nehmen, ohne zu feilschen, ob jetzt vielleicht doch oder eher nicht.

Es ist jedesmal ein Theater, denn das Handgepäck darf nicht über 7 Kg wiegen. Eine 100 mAh Powerbank wiegt schon mal fast ein Kg. Der Fotoapparat eher zwei. Obwohl es Laptops gibt, die um ein Kg herum wiegen oder gar weniger, haben die meisten Menschen immer noch Geräte, die drei oder mehr Kg schwer sind. Ich weiss wirklich nicht, wie man die 7 Kg einhalten kann. Ich ziehe vor dem Boarden eine Jacke an und verstaue Powerbanks, Handys oder Pocketkameras in den Taschen. Wo immer ich die Akkus entfernen kann – Fotoapparate, Drohnen, Reserveakkus, etc. – nehme ich sie ins Handgepäck und verstaue das Gehäuse der Geräte im Check-in-Gepäck. Bei Drohnen ist das sogar Vorschrift: Drohnen dürfen nicht im Handgepäck mitgenommen werden. Einmal sei einer beim Transit in Dubai mit seine Drohner auf dem Flughafengelände herumgeflogen (auch wer keine Drohne hat, kann sich vorstellen, dass so etwas höchst fahrlässig ist). Ich nehme deshalb die Akkus aus der Drohne und verstaue sie im Handgepäck. Die leere Drohne geht dann ins Check-in-Gepäck. Mit einem Laptop von unter einem Kilo (und paar Kleinigkeiten in den Hosentaschen), wird mein Handgepäck gerade um 7 Kg schwer. Passt!
Wetter in Sri Lanka: warum längere Regenperioden von Vorteil sein können
Ich habe von unseren Besuchen noch anderes gelernt. Das Wetter kann man nicht vorhersagen. Der Mathematiker John von Neumann hat einmal gesagt, die Vorhersage des Wetters sei das Zweitschwierigste. Nur die Vorhersage des menschlichen Verhaltens sei noch schwieriger. Wenn in den Tropen einmal schlechtes Wetter ist, dann kann es sich hartnäckig halten. Zwar ist auch der Halbstundenschauer aus blauem Himmel bekannt. Das nimmt man kaum wahr und ist eher angenehm. Wenn es aber vier Wochen lang nur nass und grau ist, dann trifft es oft genau die vier Ferienwochen. Zwar ist es immer um 30 Grad warm, so dass man auch bei schlechtem Wetter nicht friert, aber die Wege und Strassen sind vom Regen aufgeweicht und z.T. unbegehbar. In Nationalparks können die Jeeps nur in einem eingeschränkten Gebiet fahren, weil grosse Teile überschwemmt sind. Bei Regen empfehle ich auch nicht, den grossen Adamspeak oder Sigiriya zu erklimmen (ich persönlich möchte diese beiden Sehenswürdigkeiten auch bei schönem Wetter nicht besuchen).

Sie müssen also stets damit rechnen, dass das Wetter ihre Ferienfreuden zu vermiesen versucht. Lassen Sie es einfach nicht zu! Sehen Sie das Gute im Regenwetter: Sie sind vielleicht gezwungen, längere Zeit am selben Ort zu bleiben. Dadurch werden Sie Dinge sehen, die Sie sonst nicht sehen. Eine unserer Besucherinnen hat z.B. vor unserem Haus ein Gelbstreifen-Kantschil gesehen, als sie Rüstabfälle im Wald entsorgte. Sie haben noch nie davon gehört? Wenn ich Ihnen sage, dass ein Kantschil ein Hirschferkel ist, sind Sie vermutlich vollends verwirrt. Am besten, Sie sehen auf Wikipedia nach, wie ein Kantschil aussieht. Um unser Haus herum wohnen auch Mungos und Riesenhörnchen und turnen ab und zu Affenbanden herum. Diese drolligen Kerle zeigen sich manchmal paar Wochen nicht, um dann mit umso grösserer Wucht zuzuschlagen. Auch nur selten hängt der 3 Meter lange Waran Karl Otto am Baum nebenan. Hingegen halten sich Willi und Amalie, die beiden Agamen, der Herr Pfau und der prächtig blaue Kingfisher an tägliche Routine. Aber nicht einmal diese würden Sie beobachten, wenn Sie jeden Tag früh morgens auf eine Tour oder gar zum nächsten POI (Point of Interest) eilen. Kürzlich fragte jemand in einer Sri Lanka Gruppe, ob es sinnvoll sei, morgens auf eine Elefanten-Safari zu gehen und nachmittags eine Bootstour zu machen. Wer so unstet herum rennt, wird vom Land nicht viel mitbekommen.

Ein etwas längeres Verweilen am selben Ort, sei es wegen schlechten Wetters oder weil Sie es klugerweise so geplant haben, bringt Sie nicht nur in den Genuss seltener Tierbeobachtungen, sondern auch in den Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung. Wir haben ein gute Verhältnis mit unseren Sri Lankischen Nachbarn, mit denen auch unsere Besucher in Kontakt treten und etwas an ihrem Leben und ihren täglichen Routinen teilhaben können. Zwei Strandrestaurants werden durch Familien betrieben, zu denen man nur dann Zugang bekommt, wenn man sie über einen längeren Zeitraum besucht. Es ist schön, sie zu kennen und zu sehen, wie ihre Kinder in der Umgebung des Restaurants auf dem Strand spielen.
Nur bei einem längeren Aufenthalt lernen Sie Land und Leute im wahrsten Sinne kennen. Von Sehenswürdigkeitenjagd, wo Sie jeden Tag woanders sind, halte ich nichts. Wenn Sie ein fremdes Land kennen lernen wollen, dann müssen Sie dort ein paar Wochen leben und nicht ständig herumreisen!

Abenteuer lauern in Sri Lanka an jeder Ecke
Wer es dennoch nicht aushält, den ganzen Tag auf dem Aussensofa zu chillen und den Dschungel hinter dem Gartenzaun zu beobachten, der kann paar Hundert Meter zur Landstrasse laufen. Dort steht ein Tempel, den man besuchen kann. Dass es ein unbekannter Tempel ist, kann Vorteile haben: Sie sehen das wirkliche Tempelleben. Hingegen ist z.B. der Zahntempel in Kandy nur ein touristisches Spektakel.
Statt des Tempelbesuchs können Sie auch den Bus nehmen, der gleich am Strassenrand hält und in ein die benachbartes Städtchen fahren. Stände mit farbigen Früchten und Gemüse und Boutiquen mit ebenso farbigen Kleidern gibt es überall und es ist interessant, dem bunten und fröhlichen Treiben zuzusehen. Das Sri Lankische Busnetz ist dicht und gut frequentiert. An den Haltestellen suchen Sie vergeblich nach Fahrplänen. Es gibt aber ein paar Seiten mit Fahrplaninformationen, wie z.B. bustimetable.lk oder highwaybus.lk. Ich traue denen aber nicht so richtig. Der nächste Bus fährt dann schon irgend einmal. Die Leute hier sind nicht so im Stress, wie in Europa und warten meistens geduldig.
Wenn der Bus dann hält, sollten Sie aber beherzt und prompt zusteigen. Halten Sie sich von Anfang an mit beiden Händen fest. Der Bus hält nämlich nur solange, bis Sie den einen Fuss auf dem ersten Tritt haben. Danach fährt er schnell weiter, während Sie sich den Weg ins Innere noch suchen müssen. Die Türen bleiben während der ganzen Fahrt stets offen. Im Inneren dröhnt meist laute lokale Musik aus riesigen Lautsprechern mit vielen bunten Lämpchen und hinter der Windschutzscheibe sitzt eine Buddhafigur, die wahrscheinlich den Fahrer ermuntert, schnell und selbstbewusst unterwegs zu sein. Vielleicht haben Sie endlich einen Sitzplatz gefunden. Kümmern Sie sich nicht um die Fahrkarte. Es wird jemand vorbei kommen, Sie nach Ihrem Ziel fragen und den Fahrpreis nennen. Dieser ist so nieder, dass es sie umhaut. Z.B. kostet der „Super Luxury Bus“, der von Colombo nach Kandy drei Stunden braucht, nicht einmal 3 Euro pro Person! Ich denke, mit dem Bus durch Sri Lanka zu fahren ist ein Abenteuer, das es mit dem Besuch eines Felsentempels aufnimmt. Immerhin gehört eine Busfahrt zur Kategorie „Land und Leute“, während ein Tempel oft nur noch ein historisches Gebäude und touristischer Hotspot ist, ähnlich unseren Burgen. Und auch wenn der Tempel tatsächlich in Betrieb sein sollte: wer kennt den schon die Vier Edlen Wahrheiten, den Edlen Achtfachen Pfad oder die fünf Silas? Entweder, ich befasse mich ernsthaft damit, dann kann ein Tempelbesuch Sinn machen oder ich besuche besser gleich einen Curry Kochkurs.

Auf Facebook gibt es einige Sri Lanka Gruppen, z.B. „Sri Lanka Travel Tips & Advices“ und „Sri Lanka Travel and Tourism“. Dort gibt es immer Fragen zu einem bevorstehenden Sri Lanka Besuch. Viele betreffen die Einreise und das Visum. Diese Fragen habe ich in meinem letzten Artikel Sri Lanka für Anfänger beantwortet.
Der „beste“ Ort
Die meisten Fragen betreffen Fahrerpreise, Wetter, Transportmöglichkeiten sowie die „besten“ Strände und Sehenswürdigkeiten, als ob es eine ultimative Liste gäbe. Viele Touristen zieht es offenbar an trendy POI und Strände. Sie wollen auf den Adam’s Peak und den Sigiryia-Felsen erklimmen und an die Strände von Mirissa oder Unawathuna und danach möglichst noch paar Tage auf die Malediven, obwohl sie gar nicht tauchen. Kaum einer interessiert sich in den beiden Gruppen für den Sinharaja Rainforest oder für Wanderungendurch die Teeplantagen auf dem Pekoe Trail. Schade für die Ferienzeit. Dieses Land hätte so viel mehr zu bieten, als touristische Hotspots.

Eine andere Frage betrifft den „besten“ Ort und die „beste“ Reisezeit. Der Februar ist für die südwestlichen Regionen – Colombo bis mindestens Hambantota – ein sehr empfehlenswerter Reisemonat (Für die Regionen im Nordosten der Insel gelten andere Wetter- und Reisezeiten. Vor allem, wer im Sommer Sri Lanka bereisen will – warum auch immer – sollte keine Touren in den Südwesten der Insel planen). Normalerweise ist es Januar bis März im Westen und Süden der Insel sonnig und trocken. Normalerweise! Dieses Jahr 2025 ist etwas anders. Wie ich gelesen habe, sei La Niña schuld daran. Wer Safaris machen will, schaut doch einfach in Google Maps, wo es grosse Nationalparks hat und liest sich ein wenig durch Reisetips. Das ganze dauert weniger als eine halbe Stunde. Im Süden sind die beiden grossen Nationalparks Udawalawe und Yala. Der erste ist für seine Elefanten bekannt, der zweite bietet Gelegenheiten zu Leopardsichtungen. Ebenfalls im Süden gibt es schöne Strände. Hier zwischen Tangalle und Dickwella gibt es malerische Bilderbuch-Strände, mit wenig Touristen. Zwischen Dickwella und Galle gibt es touristische Hotspot-Strände mit viel Betrieb und entsprechend vielen Strandbaren, Discotheken und Beach Parties. Auf der anderen Seite von Tangalle, mehr auf der Ostküste, liegt die Arugam Bay Beach, die für Wellensurfen bekannt ist. Sowohl von den ruhigen, als auch von den belebten Stränden aus, ist man relativ schnell in den Nationalparks. Man fährt mit einem Driver morgens um 5 oder 5:30 ab, geniesst 2-3 Stunden eine Safari und ist gegen Mittag wieder zuhause, um sich an den Strand zu legen (die Wassertemperaturen sind übrigens stets gegen 30 Grad). Die Kosten für den Driver belaufen sich auf 60-80 Euro, der Eintritt ist um 15-20 Euro pro Person. Das sind grobe Richtpreise, die je nach Standort, Driver und Nationalpark variieren können.

Moskitos
Ein Teilnehmer möchte wissen, wie die Mückensituation in Sri Lanka ist. Stellen Sie sich vor, Sie würden gefragt, wie die Mückensituation in ihrem Land ist, z.B. in der Schweiz oder in Deutschland. Unmöglich zu beantworten! In Sri Lanka gibt es das Dengue-Fieber. Die Todesrate beträgt ungefähr 0.5 Promille, d.h. letztes Jahr starb einer von 2000 Erkrankten. Am meisten betrifft es die Region um die Hauptstadt Colombo. Hier bei uns in Seenimodera gibt es kaum Dengue-Fälle, in der 7 Km entfernten Stadt Tangalle ist das Risiko schon etwas höher. Eine Freundin von uns, die in Tangalle wohnt, hatte es einmal erwischt, aber sie überstand es relativ beschwerdefrei. Nebst Dengue gibt es ja weitere Krankheiten, die die Mücken übertragen können, aber ich denke, dass sie etwa vom selben Kaliber sind, wie Dengue. Das ist eigentlich alles, was mich persönlich an Mücken interessiert. Solange Mückenstiche „nur“ unangenehm jucken, nehme ich sie in Kauf. Aber das hängt auch von der Blutgruppe ab. Einige Menschen leiden stärker unter Moskitoattacken als andere. Ich habe den Eindruck, dass es hier bedeutend weniger Mücken gibt als in Italien, wo wir während des Sommers leben. Wie gesagt, gilt diese Aussage für die Region um Seenimodera, bzw. Diano in Italien. Möglicherweise hat es in anderen Gegenden Sri Lankas mehr oder noch weniger Mücken. Nehmen Sie auf jeden Fall ein paar Fläschchen eines guten Mückenmittels mit, z.B. Anti Brumm Ultra Tropical mit dem Wirkstoff DEET. Zwar können Sie hier auch DEET-Mittel kaufen, aber Mittel, die nur Citronella/Zitronengras enthalten, nützen nichts!
Hallo Peter, danke für Deine tolle Reisegeschichte Srilanka Teil 2 . Ich finde es super.
Wie Du vielleicht bemerkt hast, bin ich gehackt worden und ich komme so schnell nicht mehr an meinen Bluesky und an meinen Instagram Account.
Liebe Maria! Das erklärt einiges! Tut mir leid für den Ärger, den du hast. Ich warte also, bis dein Bluesky Account bereinigt ist oder du einen neuen account gemacht hast. Wenn du auf Instagram bist, können wir darüber in Kontakt bleiben. Suche nach peteraddortravel. Ansonsten Mail addor@anchor.ch
Was für e luschtigi Gschicht! Mit e Winkekatze uf Sri Lanka z’verreise, das hätti mir im Traum nöd idänkt – aber ehrlich, das isch e super Glücksbringer! So es Chätzli im Gepäck bringt sicher nid nur gueti Vibes, sondern au spannende Gschichte zum verzelle.
Dein Bericht het mi richtig zum Schmunzle bracht. Jetzt fröge ich mi, weles Souvenir mi nächsts Mal uf e Reis mitmuss… vielleicht e Chügeli Schoggi als Notvorrat? Merci für die tolle Inspiration!
Liebi Grüess,
Paul