Eine Vietnamesische Hochzeit

Mitte Februar 2024 war ich zu einer vietnamesischen Hochzeit eingeladen. Mein Sohn, der als digitaler Nomade auch in Vietnam gearbeitet hat, heiratete im Sommer 2018 seine vietnamesische Frau auf dem Standesamt in Bern. Das war aber bloss ein erster Schritt, denn was eine rechte vietnamesische Familie ist, gibt sich damit nicht zufrieden. Es muss schon eine standesgemässe Zeremonie sein, mit schönen Kleidern und vielen Gästen.

Die religiöse Komponente

In Vietnam ist eine Eheschliessung (zumindest vordergründig) nicht mit religiösen Momenten verbunden, wo ein Geistlicher das Paar segnet, denn Religion ist im Kommunismus bekanntlich Opium fürs Volk. Und Vietnam ist nach wie vor ein „Einparteienstaat, in welchem die Kommunistische Partei das Monopol auf die Macht innehat… Da religiöse Institutionen immer auch eine gewisse Konkurrenz zum staatlichen Einfluss auf die Bevölkerung darstellen“, wird Religionen mit Misstrauen begegnet (Text in Anführungszeichen aus dem Wikipedia-Artikel über Vietnam)

Religiöse Symbole an einem verlassenen Cao Dai Tempel im Mekong Delta

Das bedeutet, dass an der Hochzeit meines Sohnes kein Priester, Mönch oder Schamane zugegen war, aber so ganz ohne gehts dann doch nicht. In Vietnam war ursprünglich vermutlich der Konfuzianismus verbreitet. Daneben breitete sich der Buddhismus aus. Mit der französischen Kolonialisierung kam der Katholizismus ins Land. Schliesslich wurden alle diese Religionen unter dem kommunistischen Regime unpopulär. Zwar gibt es in Vietnam eine „Kongregation der Vereinigten Vietnamesischen Buddhistischen Kirche“, aber die Alltagsreligiosität ist doch stark von Ahnenkult geprägt, was ich auch hier in Sri Lanka beobachten kann. In allen Wohnungen, in die ich Einsicht bekam, gibt es so etwas wie ein Altar, auf dem oft Fotos verstorbener Familienangehöriger stehen. Daneben glimmen Räucherstäbchen oder stehen Opfergaben. Vermutlich bedankt man sich bei den Ahnen für widerfahrenes Glück oder bittet um ein besseres Schicksal. 

Der Ort

Ich kam also am frühen Morgen des 12. Februar in Hanoi an, um sogleich von einem Nachbarn der Hochzeitsfamilie in Empfang genommen zu werden. Er fuhr mich mit einem PW nach … hmm, ich weiss immer noch nicht, wie das Dorf heisst. Anscheinend hiess es früher Tinh Gia und jetzt Nghi Son (obwohl mir Google Maps Nghi Son ganz woanders anzeigt) oder vielleicht doch eher Nguyen Binh oder so. Da kenne sich noch einer aus! Die Siedlung befindet sich ca. 45 Km südlich von Thanh Hóa, wo sich ein Flughafen befindet, von dem ich zwei Tage später nach Ho Chi Minh City (HCMC) hinunter fliegen werde. Ich glaube, Thanh Hóa ist auch so etwas wie die Hauptstadt der Provinz, zu welchem das Dorf gehört. Vielleicht ist „Dorf“ auch nicht der richtige Ausdruck. Es ist nicht, wie in der Schweiz, eine Siedlung, die mit Kuhweiden oder Wäldern durchzogen ist. Es ist eine Ansammlung von Hütten, ohne dass irgendetwas die Aufmerksamkeit erregt: keine Hochhäuser, keine Denkmäler, keine attraktiven Restaurants, keine Kulturstätten, keine architektonische Hingucker, einfach nichts. Das Elternhaus meiner Schwiegertochter hat drei Wohnräume, eine Küche und ein Bad, das – wie ich mir habe sagen lassen – erst neueren Datums ist. Früher mussten sie des Nachbarn WC benutzen. In der Küche steht zwar ein Tisch, der aber auch vor noch nicht allzu langer Zeit angeschafft wurde. Vorher sass man am Boden, um zu essen. Das ist allerdings in Vietnam und in ganz Asien relativ verbreitet. Wenn man nicht direkt auf dem Boden sitzt, dann auf sehr niederen Miniaturstühlen oder Miniaturbänken. In der Schweiz war ich einmal in einem sehr authentischen japanischen Restaurant. Da man dort den europäischen Gästen nicht zumuten kann, während des Essens auf dem Boden zu sitzen, gab es im Boden Vertiefungen, die die Beine aufnahmen. Auch das Bedienpersonal rutschte bloss auf dem Boden herum und bediente im Sitzen. 

Fast in der Bildmitte das mit einem roten Dach gedeckte Elternhaus der Braut. Man sieht deutlich, dass Küche und Bad angebaut sind. Oben links das Festzelt, das einfach auf die Durchgangsstrasse gestellt wurde.

Ankunft

Als ich ankam, sassen auf der Polstergruppe des Wohnzimmers einige ältere Männer. Klar, ich war vermutlich nach wie vor der Älteste, aber die Männer standen mir altersmässig nicht viel nach. Zwar konnten sie kaum Englisch und schon gar kein Berndeutsch, aber sie freuten sich sichtlich über mein Erscheinen und schienen sehr freundlich zu sein. Ich lauschte interessiert dem Singsong ihres Gesprächs. Vorgängig versuchte ich nämlich, etwa ein Dutzend vietnamesische Vokabeln zu lernen, hängen geblieben sind dann doch bloss drei oder vier. Einige musste ich schnell vergessen, nachdem mir gesagt wurde, dass sie nicht üblich oder gar falsch seien. Vietnamesisch ist noch schwieriger als Singhalesisch, basiert es doch oft auch auf Betonungen, ähnlich wie das von chinesischen Sprachen bekannt ist. Umso erstaunter bin ich, wenn ich meine Schwiegertochter Deutsch reden höre. Ok, vermutlich ist Deutsch einfacher gestrickt, als Vietnamesisch. Aber eine Vietnamesin, die in gewissen Situationen kontextabhängige Formulierungen oder Betonungen verwendet, muss ja zuerst auch lernen, dass manches im Deutsch über den gleichen Leist geschlagen wird; aber eben nicht alles.

Der älteste Halbbruder der Braut und ich begrüssen uns herzlich. Rechts im Hintergrund das Brautpaar, ganz rechts meine Tochter

Bei meiner Ankunft war ich etwas überfordert, denn es gab so viele Leute, die meist mit den Vorbereitungen beschäftigt waren. Ich hatte keinen Überblick, wer zu Familie gehört und wer nicht, wen ich also zuerst begrüssen sollte. Zumindest das «Guten Tag» konnte ich: Shin Xiao, ausgesprochen wie das italienische «Ciao», also etwa «Schin Tschau». Dabei würde sogar «Tschau» reichen. Die Hausherrin und Mutter meiner Schwiegertochter hielt sich ziemlich im Hintergrund und fiel mir zuerst gar nicht auf. Mein Sohn machte mich auf sie aufmerksam und stellte mich ihr vor. Wir begrüssten uns mit Handschlag. Am Vortag der Hochzeit war ein Kommen und Gehen und enge Verwandte mischten sich mit entfernten Nachbarn. Daneben waren viele Kinder zugegen, die zusätzlichen Betrieb in die Bude brachten. Die Familie besteht aus den Kindern zweier Mütter. Drei ältere und drei jüngere Geschwister, wobei meine Schwiegertochter zu den drei jüngeren gehört. Der Vater hat nach dem Tod der ersten Frau die Mutter meiner Schwiegertochter geheiratet. Das musste um 1990 gewesen sein. Die beiden Geschwister meiner Schwiegertochter – ein Bruder und eine Schwester – wohnen mit ihren Familien im gut 200 Km nördlich gelegenen Hanoi. Es sind sehr herzliche Menschen. Wir waren uns auf Anhieb gegenseitig vertraut.

Das Brautpaar mit der Brautmutter und den beiden Vollgeschwister

Têt, das Fest der Familie und der Freunschaft

Im Wohnzimmer gab es auch den Altar des verstorbenen Mannes und Vater, von dem ein Bild den Altar zierte. Auf dem Altar gab es die obligaten Räucherstäbchen und andere «Devotionalien», aber auffallend viele leckere Lebensmittel, wie Schokolade, Guezli, Bier und Wein. Viel später – zu spät – verstand ich, dass dort die Geschenke hingelegt wurden, die man als Gast mitgebracht hat. Ich erinnerte mich erst auf der Hinreise, genau beim Zwischenstop im Flughafen Bangkok, dass ich gar kein Gastgeschenk hatte und kaufte in einem Duty Free zwei schweizerische Süssigkeiten. Da ich aber bei der Ankunft die Hausherrin gar nicht offiziell begrüssen konnte, hatte ich keine Gelegenheit, die Geschenke abzugeben. Je länger ich dort war und die Geschenke noch nicht überreichte, desto witzloser kam es mir vor, vor die Hausherrin zu treten und ihr offiziell die Guezli zu übergeben. Wie sich herausstellte, grübelte ich vergeblich. Ich hätte meine Gastgeschenke einfach auf den Altar stellen können. Basta!

Der Hausaltar mit dem Bild des verstorbenen Hausherrs. Hier legt man die Gastgeschenke ab.

Gegen Abend, als ich ein paar Stunden dort war, kam meine Tochter an. Wir schafften es nicht, gemeinsam von Bangkok nach Hanoi zu fliegen und damit ein Taxi zu sparen, das immerhin 4 Millionen Dong kostet, also ca. 160 CHF. Das war für mich ein bewegter Moment, als ich an einem sehr beliebigen Ort in einem sehr fernen Land meinen Kindern wie selbstverständlich begegnete und wir zusammen waren. Meine Tochter und ich waren die offiziellen Vertreter der Bräutigamfamilie. Wir übernachteten in einem Hotel, direkt an der Küste und ca. 10 Autominuten vom Elternhaus meiner Schwiegertochter entfernt. Der Strand wäre recht schön und gegen Osten gelegen, so dass der Sonnenaufgang beobachtet werden kann. Aber obwohl ich hier in Sri Lanka jeden Morgen zwischen 6 und 7 Uhr drei Kilometer Strandspaziergang machte, wollte ich diese Gewohnheit dort nicht fortsetzen, denn der Strand liegt entlang einer Strasse (anstatt einem Palmen- und Mangrovenwald wie hier in Sri Lanka) und ist mit Abfall übersät. Das Hotel sei das einzige, das geöffnet war, denn das Hochzeit fand gerade über das vietnamesische Neujahrsfest statt, genannt Tết Nguyên Đán, kurz Têt. Das Fest dient auch der Familienzusammenführung und passte dazu, dass wir, meine Kinder und ich, uns wieder trafen. Da ich mich üblicherweise in Sri Lanka und Italien aufhalte, sehen wir uns nur etwa ein- bis zweimal pro Jahr. Paradoxerweise sind die Geschäfte und Hotels während Têt geschlossen, weil angeblich alle zuhause sitzen und feiern. Dabei könnte gerade dieser Umstand auch eine Geschäftsgelegenheit sein, denn immer fehlt doch etwas, sei es ein Ei, eine Prise Salz oder ein Dessertlöffel.

Der Strand kann es mit der Mawella Beach in Sri Lanka nicht aufnehmen!

Kleidung

Meine Tochter wollte am 14. Februar nach HCMC hinunter fliegen und dort noch sechs Tage bleiben. Wir werden also sechs wunderbare Tage zusammen haben! Aber noch ist der 12. Februar und morgen findet die Hochzeit statt. Meine Schwiegertochter hat alles selbst organisiert und meinen Sohn möglichst wenig informiert, weil es für ihn eine Überraschung sein soll. So konnte er auch mich nur dürftig über den Ablauf informieren. Z.B. sagte er mir, dass dann morgen Nachmittag eine kurze Räucherstäbchen-Gedenkfeier am Altar des Vaters stattfinde. Ich verstand das so, dass es eher eine familieninterne Angelegenheit sei und mich kaum etwas angehe. Und dann entpuppte es sich als einen Teil der offiziellen Hochzeitsfeier, an dem das Hochzeitspaar und die Brautmutter elegant und farbig gekleidet waren, während ich bloss in T-Shirt dastand. Ausser einem kurzärmligen Hemd hätte ich sowieso nichts zu bieten gehabt, denn die Einladung erreichte mich, als ich schon in Sri Lanka war. Dort habe ich nur kragenlose T-Shirts und bekomme nichts in meiner Grösse. Zwar ist Kleidung hier nicht teuer, aber was sollte ich mit einem Anzug im tropischen Sri Lanka? Nein, ich habe auch in Europa nie mehr Bedarf für einen Anzug, gar mit Krawatte. Also packte ich «für schön» das einzige Hemd ein, das ich dabei hatte, zog es aber für die nachmittägliche Andachtszeremonie nicht an. Mein Sohn leihte mir ein Veston, damit ich nicht ganz so trostlos dastehe. Und vielleicht raunt man jetzt in einem schmucklosen Ort etwas südlich von Thanh Hóa, was für einen zerlumpten Schwiegervater die Braut habe. Ich werde es überleben müssen.

Manchmal sah es auch so aus. Die Braut betätigt sich als Kindergärtnerin.

Wegen der Kleider ging es nicht nur darum, passend gekleidet zu sein. Es war schlicht auch eine Frage der Temperatur! Während es in Hanoi und auch am Hochzeitsort relativ kühl war, war es im 1700 Km südlich gelegenen HCMC wärmer, als hier an der Südküste Sri Lankas. Ich tat also gut daran, meine leichte Daunenjacke einzupacken, die ich auf Langstreckenflüge eh immer dabei habe, weil es in Flugzeugen empfindlich kalt werden kann. Gegen Abend des Hochzeitstages zog ich dann also mein Hemd an und begab mich wieder zum Haus meiner Schwiegertochter. Die Schlüsselfiguren haben sich ebenfalls umgezogen. Während am Nachmittag Rot dominierte, sind es jetzt helle Farben.

Das Festzelt

Plötzlich hiess es, dass man jetzt ins Zelt wechseln müsse. Auf der Strasse vor dem Haus war ein grosses Zelt aufgebaut worden. Zu Beginn fuhr der Verkehr einfach durch das Zelt, als aber eine Bühne mit einer Art Laufsteg die Durchfahrt verunmöglichte, benutzten die Fahrzeuge einfach die nächste Querstrasse. Das Zelt war wunderschön geschmückt, alles war weiss, alle Tische, die Bühne und die vielen Blumen. Ein engagierter Conférencier übernahm die Moderation des Abends. Anstelle von Produktionen der Gäste, wie man sie in Europa kennt und manchmal auch deplatziert wirken können, gab es hier eine Art verschiedener Bühnenbilder. Zuerst standen das Hochzeitspaar alleine auf der Bühne, dann wurde es flankiert von den beiden Elternpaaren. In diesem Fall stand ich alleine neben meinem Sohn, während der älteste Stiefsohn der Brautmutter als Mannersatz diente. Die beiden sind ja ungefähr gleich alt. Und dann hiess es, dass alle etwas sagen müssten. Ich machte den Anfang und betonte, welch’  grossartige Erfahrung dieser Anlass für mich sei und welche Freude es mir mache, dabei sein zu dürfen. Dabei wurde ich synchron ins Vietnamesische übersetzt. Unter den Gästen war ein Paar aus der Schweiz, er Schweizer und sie Vietnamesin. Sie bat mich sogar, in Mundart zu reden und nicht in Hochdeutsch, weil sie sich mittlerweile schon mehr an die schweizerische Dialektmelodie gewöhnt habe. Ich achtete einfach darauf, keine allzu berndeutsche Slangausdrücke zu verwenden. Nach mir las der Stiefbruder der Braut etwas auf Vietnamesisch vom Blatt. Schliesslich wandte sich mein Sohn auf Englisch direkt an meine Schwiegertochter und diese sich an ihn. Ihre Rede hatte sie sorgfältig vorbereitet und wählte so rührende Worte, dass ihre Stimme schon in der Mitte ihrer Rede brach. Ihre Mutter war dadurch sichtlich amüsiert und freute sich, dass ihre Tochter der Zeremonie einen derart sinnlichen Anstrich verleihen konnte.

Während meiner Rede an die versammelte Hochzeitsgemeinde. Rechts von mir die Übersetzerin, ganz links der älteste Halbbruder der Braut, rechts von ihm in Rot die Brautmutter

Dann folgte eine Bühne mit dem Brautpaar und den nahen Verwandten, dann eine mit dem Brautpaar und entfernteren Verwandten, dann eine mit dem Brautpaar und den Kindern, etc. Dazwischen sang der Conférancier sogar ein Duett mit einer engagierten Sängerin. Während der verschiedenen Bühnenbildern wurde das Essen aufgetragen. Es gab so eine Art Hotpot. Auf jeden Tisch kam ein Topf auf einem Kocher. Im Topf hatte es viel Gemüse. Daneben gab es viele Schälchen mit diversen Speisen, allem voran Reis, Fleischstückchen, Fisch, Shrimps, einfach alles, was das (vietnamesische) Herz begehrt. Abfälle werden einfach auf den Boden geworfen, was für europäische Augen zunächst unordentlich aussieht. Aber dann verstand ich schon: die Crew, welche für den Ablauf verantwortlich war, rollt am Schluss einfach das Tuch, das am Boden liegt, zusammen und kann damit den ganzen Unrat entsorgen. Das ist clever! Wenn der Abfall überall auf den Tischen liegt, gibt das Eisammeln viel mehr zu tun.

Das Hochzeitsessen: Hotpot mit allem drum und dran

Der Abschluss

Schon nach kurzer Zeit verliessen die ersten Gäste die Feier. Wer gegessen hat, ging. Ein gemütliches Zusammensitzen und Ausklingenlassen, kennt man dort offensichtlich nicht in der gleichen Weise, wie bei uns. Dafür sass man ja vorgängig zusammen. Zwar hatte meine Schwiegertochter noch eine kleine Diashow und Karaoke organisiert. Aber dazu kamen bloss noch diejenigen, die geblieben waren. Und das waren hauptsächlich die engsten Familienangehörigen. Meine Schwiegertochter hat das Fest grossartig organisiert und viel Arbeit hineingesteckt. Sie musste an vieles denken und hat sich als gekonnte Eventmanagerin entpuppt.

Am anderen Tag machten wir, meine Tochter und ich, uns auf den Weg nach Thanh Hóa, von wo wir dann gegen Abend nach HCMC weiterreisen wollten. Das Brautpaar half noch beim Aufräumen. Mein Sohn hielt mich per Whatsapp auf dem Laufenden: zuerst wurde der Altar «geplündert». Alle Geschenke wurden unter den Familienmitgliedern verteilt. Beim Abräumen und verteilen der Blumenarrangements kam ein Briefkasten zum Vorschein, in den die Eltern des Bräutigams das Geld einwerfen konnten, um die Tochter als Frau für ihren Sohn auszulösen. Mani Matters Lied Sidi Abdel Assar vo El Hama kam mir in den Sinn:

Bis är bim mohamed
Um d hand aghalte hed
Und gseit: i biete hundertfüfzig schaf a.
Dr mohamed het gantwortet: bi allah,
Es fröit mi, dass my tochter dir het gfalla.
Doch wärt isch si, my seel,
Zwöhundertzwänzg kamel
Und drunder chan i dir sen uf ke fall la!

Was hätte ich denn dort einwerfen sollen, fragte ich meine Schwiegertochter später. Sie meinte mit einem zwinkernden Auge: 50’000 Schweizer Franken wäre sie allemal wert. Ich selber hatte eigentlich nie vor, meinem Sohne eine Frau zu kaufen. Er beruhigte mich. Sie hätten schon sehr viel in die Renovation des Elternhauses gesteckt.

Ho Chi Minh City

Mein Sohn und seine nun auch nach vietnamesischen Massstäben angetraute Frau kamen einen Tag später nach HCMC nach. Ich war schon dreimal in dieser faszinierenden Stadt und habe in meinem Blogpost Die Leute in Vietnam bereits 2018 darüber berichtet. Wir wohnten alle in einem AirBnB im 31. Stock, mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Stadt und den Fluss, auf dem recht grosse Containerschiffe vom Meer hinauf kommen und Waren in die Neunmillionenstadt bringen. Das AirBnB befindet sich im Stadtviertel Thao Dien, wo ich mich sehr wohl und fast wie zuhause fühle. Es hat viele Cafés, Baren und gute Restaurants. Von Thao Dien aus unternahmen wir verschiedene Erkundungstouren in downtown. Meine Tochter hat eine AirBnB Erlebnistour gebucht, die uns durch Hinterhöfe und enge Gässchen führte und grossen Spass machte.  So eine Reise mit den erwachsenen Kindern ist etwas Ergreifendes!

Strassenszene in HCMC

2 Antworten auf „Eine Vietnamesische Hochzeit“

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