Lessons Learned in Projekten
Ich schätze, dass die Kosten, die durch Fehler im Projektmanagement verursacht werden, in die Milliarden gehen und wundere mich, warum so wenige Organisationen dieses Sparpotential nutzen. Es scheint mir fast zynisch, wenn man Verluste zwar zähneknirschend hinnimmt, aber darauf hinweist, kein Geld zu haben, um aus Fehlern zu lernen. Zwar gibt es in Projektabschlussmeetings zuweilen ein Traktandum "Lessons Learned". Das wird jedoch in der Regel sehr stiefmütterlich angegangen, obwohl es auch für Lessons Learned Best Practices gäbe. In Workshops arbeiten wir mit den Projektleitern und identifizieren typische Handlungsmuster. |
|
Lessons
Learned basiert auf drei Säulen: 1.
Erkennen und klassifizieren von Fehlern 2.
Kurzfristige Anwendung der Erkenntnisse: Übernehmen der Erfahrungen in
die "Risikolandkarte" des nächsten Projektsschrittes oder -
projektübergreifend - des nächsten Projekts. Das bedeutet, generische Fehlermuster zu erkennen und
diese geeignet zu dokumentieren, um daraus Risiken für den nächsten
Projektschritt zu antizipieren.
3.
Nachhaltige Bedeutung: Implementieren organisatorischer oder kultureller
Strukturen, die die das Vermeiden entdeckter Fehler unterstützen, was die Konzeption und Implementierung von
organisatorischen oder gar kulturellen Veränderungen nach sich zieht. Das kann
durch
ein Organisationsentwicklungsprojekt sicher gestellt werden. |
Während
Best Practices - die Konservierung erfolgreichen Handelns - im
Projektmanagement weit verbreitet sind, fristen Lessons Learned - Lernen
aus Fehlern - eher ein Schattendasein. Zwar hat jedes IT-System ein Fault
Management, aber aus menschlichen Fehlern zu lernen entspricht leider kaum
der kollektiven Bedürfnislage unserer Zeit. Auch die Evolution - dieser
erfolgreiche Manager des Unternehmens "Natur" - lernt
ausschliesslich aus Fehlern und konserviert niemals erfolgreiche Spezies.
Das wäre reiner Lamarckismus. Jede Spezies hat sich in dauernd ändernden
Umgebungen zu behaupten. Gelingt das nicht, verschwindet sie von der Erd-
und anderen Oberflächen. Genauso müssen wir versuchen, Wege und Pläne,
die sich als Fehler herausstellen, in Zukunft zu vermeiden. Dazu müssen
wir uns aber daran gewöhnen, unsere Aufmerksamkeit auf Fehler zu lenken.
Kerstin
Endres und Rüdiger von der Weth schreiben in „Ja mach’ nur einen Plan
– Pannen und Fehlschläge – Ursachen, Beispiele und Lösungen“: Sie
unterlagen Fehleinschätzungen weil sie etwas taten, das sich bisher bewährt
hatte. Hier wird eine Tücke von Erfahrungen deutlich: sie verführt zu
gedankenloser Anwendung erfolgreicher Verhaltensmuster. Umso wichtiger ist
es für die Beteiligten, dass sie die beschriebenen Misserfolge als
Erfahrung nutzbar machen können.“ Karl
Weick stellt in seinem Buch „Das Unerwartete managen – Wie Unternehmen
aus Extremsituationen lernen“ fest, dass sich High Reliability
Organisations immer auf Fehler konzentrieren und gegenüber positiven
Erfahrungen skeptisch sind. |