In einem Kommentar zu meinem Blogeintrag vom 22. Juni Was kann ich dafür, wenn die Welt so widerbrostig ist? hat Gustavo el Geranie geschrieben, dass ein Projekt
… nur dann erfolgreich abgeschlossen werden [kann], wenn ich vor dem Projekt grob (und im Projekt in einer frühen Phase detaillierter) die Ziele, das Budget und die Qualität definiere.
Vielleicht liegt es ja daran, dass die meisten Projekte eben nicht erfolgreich abgeschlossen werden können, weil die Ziele meistens unklar, das Budget fast immer falsch berechnet und die Ressourcen für eine angemessene Qualität oft nicht vorhanden sind.
Nun, natürlich hat Gustavo recht. Ziele sollten so konkret wie möglich festgeschrieben sein. Der Auftraggeber sowie das Projektteam sollten eine gemeinsame Vision des Ziels entwickeln. (Detail-)Ziele und Anforderungen können jedoch nie mit 100% Genauigkeit definiert werden; wahrscheinlich nicht einmal mit 75% Genauigkeit. Diese Tatsache ist in der Tat nicht auf eine tayloristische Projektsicht der Projektleiter zurückzuführen. Es ist so etwas wie ein Naturgesetz. Was ich behauptete war, dass die Vorstellung, Ziele und Anforderungen seien vor Projektbeginn exakt definierbar, auf eine althergebrachte und überholte Denkweise zurück zu führen ist.
Gustavo schreibt, dass Geld immer noch ein Thema sei. Recht hat er. Die meisten Projekte brauchen doppelt so lange und verschlingen doppelt so viel Geld, wie sie den Auftraggebern verkauft wurden. Man hat dann einfach zwei Möglichkeiten:
1. Sie verkaufen das Projekt mit einer Laufzeit von t Wochen zum Preis von X Euro. Das Projekt ist nach 2t Wochen abgeschlossen und hat 2X Euro gekostet. Es gibt rote Köpfe, wüste Beleidigungen und viel Ärger. Doch schnell haben die Buchhalter die 2X Euro verbucht und der Ärger ist vergessen, denn das nächste Projekt steht an.
2. Sie verkaufen das Projekt mit einer Laufzeit von 2t Wochen zum Preis von 2X Euro. Das Projekt ist nach 2t Wochen abgeschlossen und hat 2X Euro gekostet. Alle sind zufrieden und können kompetent das nächste Projekt in Angriff nehmen.
Natürlich liegt die Wahl nicht in der Kompetenz des Projektleiters, sondern des Auftraggebers. Und die meisten haben eine leicht masochistische Ader.